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Bürger bekommt in zwei Schritten erst <strong>40</strong> und dann noch einmal<br />

20 Deutsche Mark in bar ausbezahlt. Und weil Ludwig Erhard,<br />

Direktor der Bizonen-Verwaltung und Konstrukteur des Reformwerks,<br />

auch das Ende der Bewirtschaftung (Rationierung) fast<br />

aller Güter verfügt, liegt plötzlich in den Schaufenstern die Ware,<br />

die man bis dahin nur mit einigem Geschick und großem Spürsinn<br />

auf dem Schwarzmarkt fi nden konnte. Jetzt gibt es auch den<br />

VW-Käfer. Er kostet 4500 Mark, auf dem Schwarzmarkt waren dafür<br />

drei Paar Nylons zu haben. Die Kaufl eute hatten in Erwartung<br />

des Tages X ihre Ware zurückgehalten.<br />

Kurt <strong>Ganske</strong> behält einen kühlen Kopf. Überzeugt, dass die<br />

alten Münzen nach dem Stichtag noch eine Zeit lang gültig bleiben<br />

werden, weist er seine Mitarbeiter an, in den Wochen vor der<br />

Währungsreform beim Barinkasso nur Münzen zu akzeptieren.<br />

Barinkasso ist Tradition in seinem Gewerbe. Die Zulieferer des<br />

Lesezirkels pfl egen zu ihren Kunden einen fast familiären Kontakt.<br />

Michael <strong>Ganske</strong>, der als junger Mann in den fünfziger Jahren<br />

wie sein Vater im Außendienst hilft, erzählt: »Viele von uns hatten<br />

ein Schlüsselbund und Zugang zu den Wohnungen ihrer Kunden,<br />

weil viele von ihnen tagsüber zur Arbeit gingen. Sie wechselten<br />

die Mappen ihrer Kunden aus, nahmen das Trinkgeld vom Teller.<br />

Wenn zu viel Geld auf dem Teller lag, nahmen sie ihren Teil und<br />

gaben den Rest heraus. Es war eine Vertrauensstellung. Die guten<br />

Touren gingen in die Arbeiterviertel, auch wegen des Trinkgelds.<br />

Die Reichen gaben am wenigsten.« Kurt <strong>Ganske</strong>s Strategie geht<br />

auf. Das Kleingeld geht nicht verloren, im Gegenteil. Der unansehnliche<br />

graue Reichspfennig bekommt nach der Währungsreform<br />

eine komfortable Gnadenfrist und wird schließlich mit dem<br />

neuen Pfennig eins zu eins getauscht.<br />

Das Kleingeld fl ießt, der Lesezirkel läuft, der Verlag ist auf<br />

einem guten Weg, aber Kurt <strong>Ganske</strong> ist von kreativer Unruhe<br />

erfasst und sucht neue Herausforderungen. Er beschließt, eine<br />

Zeitschrift zu gründen, Merian, eine monothematische Monats-<br />

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