20.12.2012 Aufrufe

Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ei der Mutter, denn die Ehe ist gescheitert. Er lebt mit seiner<br />

zweiten Frau auf seiner kleinen Farm in British Columbia. »Mein<br />

Vater sagte mal: Wenn ich jung wäre, würde ich auswandern. Insofern<br />

fühle ich mich, als hätte ich seinen Traum erfüllt. Ich wollte<br />

immer angeln und jagen, bin lieber draußen in der Natur als in<br />

beheizten oder klimatisierten Räumen. In Kanada habe ich eine<br />

zweite Heimat gefunden und einen zweiten Wohnsitz, ein kleines<br />

Haus, vollkommen abgelegen, in der Provinz Yukon. Ich liebe<br />

die Einsamkeit wie mein Vater, die grandiose Power der Natur.<br />

In der Provinz Yukon leben rund 30 000 Menschen, sie ist größer<br />

als Deutschland. Mein Haus ist abgelegen, ich kann es nur im<br />

Sommer mit dem Boot erreichen. Whitehouse, der nächste größere<br />

Ort, ist vierhundert Kilometer entfernt. Hier muss man alles<br />

selber machen; jeden Nagel muss man mitbringen, jedes Fenster.<br />

Man lebt in und mit der Natur, ist ihr ausgeliefert. Wenn wir etwas<br />

zu essen brauchen, geht Ling, meine Frau, aus dem Haus und<br />

sagt, ich hole uns mal eben einen Hecht. Dann fängt sie ihn und<br />

kommt nach ein paar Minuten wieder, oder sie schießt Haselhühner<br />

fürs Mittagessen. Was sollen wir auch mit einem Elch? Wir<br />

haben keine Tiefkühltruhe für fünfhundert Kilo Fleisch.« Seine<br />

Passion sind die Indianer an der Westküste. »Für dich brennt bei<br />

uns immer ein Feuer«, sagten sie zu ihm. Er setzt sich für ihre<br />

Rechte ein. »Ich bin sicher, meinem Vater hätte das gefallen.«<br />

Sein Vater hat die neue Heimat seines Sohnes nie besucht.<br />

Im März 1979 erkrankt Kurt <strong>Ganske</strong> schwer, bricht zusammen.<br />

»Der Arzt sagte, er müsse sofort ins Krankenhaus«, erzählt Gerda<br />

<strong>Ganske</strong> mit belegter Stimme. »Es war eine Varizenblutung. Acht<br />

Tage hat er noch gelebt. Am 20. März ist er in meinen Armen gestorben.<br />

Ich konnte ihn nicht im Krankenhaus liegen lassen. Ich<br />

habe ihn mit nach Hause genommen, und ich bin Prof. Lubomir<br />

Djurdzevic heute noch dankbar für seine rührende Hilfe. Mein<br />

Mann lag hier noch vier Tage in seinem Arbeitszimmer aufgebahrt.<br />

Ich konnte mich nicht von ihm trennen.«<br />

<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 221 <strong>01.11.2005</strong> 15:04:48 <strong>Uhr</strong><br />

221

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!