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miese Papier noch der amateurhafte Schutzumschlag.« Selbstverständlich<br />

störte es ihn, sonst würde er nicht noch nach Jahrzehnten<br />

darüber reden. Interessanter aber ist, was der Schriftsteller,<br />

der das erste Honorar für eine Afrikareise auf einem Bananendampfer<br />

verwendet hatte, über die erste Begegnung mit seinem<br />

Verleger berichtet.<br />

»Nach meiner Rückkehr lud mich mein Verleger, sozusagen<br />

alte Schule, in den Verlag ein, und umständlich, in weit schwingenden<br />

Gesprächskreisen, steuerte er bei dünnem Tee auf das<br />

Geständnis zu, das er direkt nicht zu äußern wagte: Es sei, wenn<br />

man alles bedenke, wenn man vergleiche, auch die Schwierigkeiten<br />

in Betracht ziehe, wenn man das Wagnis nicht zu gering<br />

veranschlage, die Namenlosigkeit berücksichtige, also das Anfängertum,<br />

und wenn man den Buchmarkt, die soziologische<br />

Umschichtung, nicht zu vergessen Gutenberg persönlich, wobei<br />

Hamburg als Stadt des Kaufmanns gewiss eine Rolle spiele, wenn<br />

er also alles unter dem Strich zusammenziehe, dann müsse er<br />

mir gestehen, dass er zufrieden sei. Dreizehnhundert Exemplare<br />

waren verkauft. Vorsichtig legte er einen Umschlag auf den Tisch:<br />

die Kritiken. ›Nur damit Sie erfahren, wie man Sie zur Kenntnis<br />

genommen hat.‹«<br />

Das Verhältnis zwischen Autor und Verleger vertieft sich mit<br />

den Jahren. Doch wie hat Siegfried Lenz seinen Verleger erlebt?<br />

Ein Hausbesuch im Sommersitz Tetenhusen gibt darüber Auskunft.<br />

Ein norddeutsches Abseits, fern aller Ferienbrandung.<br />

Kurvenfahrt durch sommerblasse Felder, leichte Schwingung bewaldeter<br />

Kuppen unter dominierendem Blau, Schäfchenwolken,<br />

vom Seewind getrieben. Ein unscheinbares Haus im Schatten hoher<br />

Bäume. Ein weißer Plastikstuhl, herausgestellt als Signal für<br />

den fremden Gast: Hier ist es. Eine Frau öffnet die Tür, zierlich,<br />

zerbrechlich, der Händedruck damenhaft zart, aber warm. Ein<br />

aufmerksamer, kluger Blick. Sie führt mich zu ihrem Mann.<br />

Seit siebenundfünfzig Jahren sind sie verheiratet – Siegfried<br />

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