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Jahreszeiten Verlag heißt. Hier erscheint eine neue Zeitschrift, von<br />
der er sich viel verspricht: Film und Frau. Aus heutiger Perspektive<br />
ein kühner Schritt. Die Titelseite ziert ab 1950 ein Wappen aus<br />
Gold, das an das Etikett von Dom Perignon erinnert; nur handelt<br />
es sich nicht um Champagner, sondern um das Logo der Grande<br />
Dame unter den Frauenzeitschriften: Film und Frau ist eine Diva,<br />
elegant und kühl, schwarz-weiß im kontrastreichen Kupfertiefdruck<br />
erst bei Broschek in der Hamburger Innenstadt, später bei<br />
Richard Gruner in Itzehoe. Es lässt sich nur erahnen, mit welchen<br />
Finessen die Techniker in Itzehoe das Gold der Titelseite<br />
zum Glänzen bringen. Die Leimschicht unter dem Glanz ist ein<br />
Thema, das der Drucker Richard Gruner und Kurt <strong>Ganske</strong> wie<br />
Connaisseure der schwarzen Kunst diskutieren.<br />
Film und Frau wird das einzige Magazin der Nachkriegszeit, das<br />
puren Glamour ausstrahlt. »Wir zeigen den Frauen, wie Nachthemden<br />
aussehen, die sie sich noch nicht leisten können«, sagt<br />
Chefredakteur Curt Waldenburger, genannt Thomas, der gemeinsam<br />
mit seiner Frau Helga, genannt Puttchen, das Blatt als<br />
Traumwelt inszeniert. Curt Waldenburger ist nicht nur ein Poet,<br />
sondern auch Schöngeist und Kunstsammler mit einer Vorliebe<br />
für Heckel, Hofer und Nolde. Immer wieder schmuggelt er ein<br />
besonders schönes Gemälde in den Hintergrund der Modefotos.<br />
Puttchen taucht zunächst als Helga Pankoke im Impressum auf.<br />
Sie ist zuständig für die Mode, das Layout, entscheidet über das<br />
Erscheinungsbild der Zeitschrift. Den Titel der Erstausgabe ziert<br />
Ufa-Star Irene von Meyendorff. Das Heft kostet 60 Pfennig und<br />
ist 24 Seiten dick. Es erscheint alle vierzehn Tage.<br />
Thomas und Puttchen residieren an der Warburgstraße Nummer<br />
22 in Hamburg-Rotherbaum. Wer zu ihnen will, muss im<br />
Flur über die wartenden Patienten einer Kassenarztpraxis steigen.<br />
Eine Treppe mit Plüschgeländer führt hinauf in den ersten<br />
Stock, wo hinter den Räumen eines halbstaatlichen Jagdverbandes<br />
eine unscheinbare Tür ins Allerheiligste führt. Neben der<br />
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