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Gerda <strong>Ganske</strong> erinnert sich, als wäre es gestern gewesen. »Er<br />
hatte eine besondere Empfi ndung für Musik. Ich habe halbe<br />
Nächte für ihn gespielt. Er hat am Kamin gesessen oder gelesen<br />
oder nur zugehört. Eines Tages drückt er mir ein Akkordeon in<br />
die Hand. ›Wenn du Klavier spielen kannst, müsstet du damit<br />
auch etwas anfangen können.‹ Nun ja, er hatte Recht. Ich hab’s<br />
ziemlich schnell gerlernt. Wenn wir über Land fuhren, saß er am<br />
Steuer, und ich habe neben ihm Akkordeon gespielt. Stundenlang.<br />
Er hat es gemocht. Später haben wir auch eine Drehorgel<br />
gekauft, in Hamburg auf St. Pauli. Wir sind nicht selber losgezogen,<br />
das hätte sofort den Preis erhöht, sondern haben unseren<br />
Fahrer geschickt.«<br />
Wenn es ein Prinzip gibt, das sich im Hause <strong>Ganske</strong> über Generationen<br />
zum eisernen Gesetz gefestigt hat, dann ist es dieses: niemals<br />
Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Ob Rittergut oder Drehorgel,<br />
der Preis muss stimmen. Der St.-Pauli-Bummel des Fahrers<br />
muss in den sechziger Jahren stattgefunden haben. Gerda <strong>Ganske</strong><br />
beschreibt Herrn Rothe als »eher lakonischen Typ. Ein ehemaliger<br />
Kapitän, der konnte auf dem Kiez richtig verhandeln.« Der<br />
Mann, dem er die Orgel abkaufte, gab ihm noch mit auf den<br />
Weg, dass er damit vierhundert Mark die Woche verdienen könne,<br />
wenn er nur auf den richtigen Plätzen stünde. Manchmal, auf<br />
Familienfesten oder beim Feiern mit guten Freunden, hat Kurt<br />
<strong>Ganske</strong> die Orgel in den Raum geschoben und gedreht. Dann<br />
spielte sie: »Man müsste noch mal zwanzig sein und so verliebt<br />
wie damals.«<br />
Damals, als noch Frieden war. Am 9.Mai 1939 bekommt Gerda<br />
<strong>Ganske</strong> in Hannover das erste von vier Kindern, der Sohn wird auf<br />
den Namen Michael getauft. Wenn die Arbeit es zulässt, verbringt<br />
das Paar glückliche Tage in Hohenhaus. Sie schließen Freundschaft<br />
mit Hubert Behr, dem Sohn der Baronin von Schutzbar<br />
aus erster Ehe. Er schreibt Bücher über die Jagd (»Tage frohen<br />
Waidwerks«), ist ein begeisterter Jäger und ein ausgezeichneter<br />
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