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Traumjob im deutschen Journalismus: Sie sind Blattmacher und<br />

Autoren zugleich, konzipieren ihr eigenes Heft, für das sie von<br />

der ersten bis zur letzten Seite verantwortlich sind, auch wenn der<br />

Chefredakteur natürlich das letzte Wort hat. Sie suchen Themen<br />

und Autoren, redigieren die Manuskripte, erfi nden Titelzeilen,<br />

produzieren das Heft im Alleingang. Sie sind auf sich gestellt, reisen<br />

ins Zielgebiet, erkunden die Region, die Stadt oder das Land<br />

ihres Heftes. Waren es in den vierziger und frühen fünfziger Jahren<br />

vor allem Themen wie Worpswede (Oktober 1948), Breslau<br />

(Januar 1950), Hohenlohe (Mai 1950) oder Helgoland (Januar<br />

1951), bringt das Jahr 19<strong>54</strong> die erste Grenzüberschreitung: Paris<br />

und Salzburg. Es folgen die Provence und Venedig (1955), Wien,<br />

Kopenhagen, Basel und Florenz (1956) und das Tal der Loire,<br />

Rom, London und Südtirol (1957). Erst 1963, im 16. Jahrgang,<br />

erscheint das erste außereuropäische Thema: Marokko. Inzwischen<br />

ist der Redaktionsetat für sämtliche Reisen, Text- und Fotohonorare<br />

auf 22 000 Mark angestiegen. Umgerechnet 19 Pfennig<br />

pro Heft.<br />

Wie begegnet ein Merian-Redakteur seinem Verleger? Morgens<br />

um sieben. Karsten: »Einmal sah ich K.G., als ich sehr früh<br />

mit dem Fahrrad zur Arbeit kam. ›Kommen Sie immer mit dem<br />

Fahrrad?‹, wollte er wissen. ›Jeden Tag‹, sagte ich wahrheitsgemäß.<br />

›Merian-Redakteur und Fahrrad? Das passt doch nicht!‹, brummte<br />

er. Er meinte es vollkommen ernst. Nach ein paar Wochen bekam<br />

ich ein Angebot. Ich konnte ein Auto kaufen, über ein Anzeigen-<br />

Gegengeschäft mit fünfunddreißig Prozent Nachlass. Es war ein<br />

Auto Union 1000 S. Ich habe den Kaufpreis vom Gehalt abgestottert.«<br />

Der »Wagen für bewusste Fahrer« kostet, so ist es in den<br />

Anzeigen zu lesen, mit Weißwandreifen und elektrischer Zeituhr<br />

6950 Mark. Merkwürdig ist es schon. Der für seine Sparsamkeit<br />

berühmte Verleger kann sich durchaus großzügig zeigen. In guten<br />

Jahren bekommen die Mitarbeiter, auch die Merian-Redakteure,<br />

ohne Ankündigung schon mal 5000 Mark zu Weihnachten.<br />

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