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schaft in Europa so wirksam beigetragen hatte. Monsieur war übrigens<br />
ein Deutscher. Als katholischer Jude zur Emigration gezwungen,<br />
kehrte er als Franzose an den Rhein zurück und wurde<br />
später Presseattaché der französischen Botschaft in Bonn.<br />
Mag sein, dass Kurt <strong>Ganske</strong> die Geschichte des Rheinischen Merkur<br />
an den Kampf des Julius Campe und seiner Autoren gegen<br />
die allmächtige Zensur erinnerte; eine Parallele zur Historie des<br />
Hoffmann und Campe Verlages ist unübersehbar. Vielleicht reizte<br />
es ihn auch, Herausgeber einer Wochenschrift zu sein, die sich<br />
in die politische Debatte um Westintegration und Wiederbewaffnung<br />
einmischt. Der Streit um die Frage, ob Deutschland zehn<br />
Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wieder Soldaten<br />
brauche, wühlt Emotionen auf und spaltet das Land. Adenauer<br />
drängt auf die Unterzeichnung der Verträge zur Bildung<br />
der EVG, der europäischen Verteidigungsgemeinschaft, zu der<br />
die Deutschen über vierhunderttausend Mann beisteuern sollten.<br />
Die letzten Kriegsgefangenen waren immer noch in Russland.<br />
Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher ruft, bereits vom<br />
Tode gezeichnet: »Wer diese Verträge unterzeichnet, verdient es<br />
nicht, ein Deutscher zu sein!« Doch Adenauer setzt die Wiederbewaffnung<br />
gegen alle Widerstände durch. Die Nato wirft ihren<br />
Schatten voraus. Wenige Tage später schließen sich die Staaten<br />
des Ostblocks zum Warschauer Pakt zusammen. Der Eiserne Vorhang<br />
teilt Deutschland und Europa in zwei Lager, unverrückbar,<br />
für vierunddreißig lange Jahre.<br />
Kurt <strong>Ganske</strong> interessiert sich lebhaft für Politik. Die politische<br />
Entwicklung in Europa ist das Thema vieler Gespräche in<br />
Hamburg und Hohenhaus. »Wir sind viele Stunden durch den<br />
Wald gegangen«, erzählt Roegele. »Er hatte den Blick des Jägers,<br />
ich den des Spaziergängers. Er lud mich ein, nachts mit auf<br />
den Hochsitz zu kommen. Ich wollte nicht, aber meine Kinder<br />
sind mitgegangen. Wir hatten immer die Wartburg im Blick. Er<br />
ging neben mir, mehr schweigend als redend. Er war nicht sehr<br />
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