Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Kommisskopp, sondern eher ein pfi ffi ger Schreibstubenhengst.
Er sitzt auf der Pritsche eines Transporters, als er den Grenadier
mit schwerem Gepäck durch den Schlamm stapfen sieht. »Was
rennst du durch den Matsch, Kamerad? Willst du nicht mitfahren?«
Er reicht ihm die Hand. Kurt Ganske greift zu und ist fortan
der Schützling des gutmütigen Nichtrauchers Klötzke, der ihm
seine Zigarettenration schenkt und »mein alter Vater« zu ihm
sagt. Die beiden werden unzertrennlich. Klötzke hat immer die
kleinen Dinge, die man braucht: Schnürsenkel, Seife; er ist ein
fi ndiger Kopf, einer, der weiß, wie man ein Kaninchen fängt und
im Kochgeschirr zubereitet; einer, der aus groben Scheiten Holzschuhe
schnitzen kann für Kinder. Michael Ganske bekommt ein
Paar geschenkt.
Hohenhaus liegt in tiefem Frieden. Bevor er eingezogen wurde,
hat Kurt Ganske das Gut an den Bauern verpachtet, der schon
beim Baron Schutzbar Pächter war. »Du musst für meine Familie
sorgen, wenn ich weg bin oder mir was passiert.« Ein Händedruck,
ein Versprechen unter Männern. Aber was ist ein Versprechen
wert, wenn man für ein Pfund Butter fünfhundert Mark kriegen
kann? Der Landwirt nutzt den strategischen Vorteil des Reichsnährstandes.
An der Heimatfront wird kassiert. »Meine Mutter
hatte eine Stinkwut auf ihn«, erzählt Gerda Ganske. »Sie gab ihm
ihren Bueno-Pelzmantel, einen Breitschwanz, für eine Speckseite,
Würste, Dosen, zwei Koffer voller Lebensmittel. Am Sonntag gingen
wir im Lodenmantel zur Kirche. Und die Frau des Pächters
saß da ganz stolz im neuen Pelz.«
Kurt Ganske ist 589 Tage Soldat. Als Bombengeschädigter
erhält er mehrfach Sonderurlaub, insgesamt 98 Tage in drei
Kriegsjahren, meist wegen »Totalschaden C« in einer seiner Filialen,
aber auch zum Arbeitseinsatz. In den letzten Kriegsmonaten
wird er an die Ostfront verlegt. Die Russen stehen in der
Slowakei. Die Rote Armee siegt auf breiter Front. Bei Brünn wird
der Infanterist in eine Panzerschlacht geschickt. Der Befehl lautet,
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