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lässt ihn kalt. Er setzt sich an die Spitze der Bewegung, versteht<br />

es geschickt, sie zu instrumentalisieren, ein Polit-Profi . Sein Gastspiel<br />

als Revolutionär ist eine merkwürdige Posse: Der Arbeiter-<br />

und Soldatenrat von Kiel wählt den Gesandten der kaiserlichen<br />

Regierung zum Vorsitzenden und macht ihn zum Gouverneur der<br />

Stadt. Genosse Noske hält eine Rede von Bord eines Kriegsschiffes<br />

und wird zum Hoffnungsträger einer Revolte, deren Ursache, die<br />

Meuterei der Soldaten, er »persönlich aufs Schärfste verurteilt«.<br />

Aber das behält er einstweilen für sich. Der Gouverneur von<br />

Kiel gründet, ohne den Arbeiter- und Soldatenrat zu konsultieren,<br />

aus Unter- und Deckoffi zieren eine »Eiserne Brigade«, das<br />

erste der so genannten Freikorps, eine eiserne Reserve, auf die<br />

er schon bald zurückgreifen soll. Kaltblütig und professionell<br />

stellt Noske die alte Ordnung wieder her. Die kaiserliche Verwaltung<br />

funktioniert. In Kiel fallen keine Schüsse mehr. Die Stadt<br />

erlebt den Exodus ihrer Marinesoldaten. Weil die Bahn nicht<br />

funktioniert, marschieren sie nach Neumünster, wo noch Züge<br />

verkehren, um von dort in ihre Heimatstädte zurückzukehren.<br />

Ein schwerer Wagen rollt an ihnen vorbei, eine rote Fahne ans<br />

Schutzblech montiert. Im Dunkel des Fond ein blasses Gesicht,<br />

Seine Exzellenz, Prinz Eitel Friedrich von Hohenzollern, der Bruder<br />

des Kaisers, Kommandierender der Ostseefl otte.<br />

Nun geht alles unglaublich schnell. Am Montag hatte Kiel seinen<br />

Arbeiter- und Soldatenrat gegründet, am Mittwoch haben die Räte<br />

Nordwestdeutschland unter Kontrolle, am Donnerstag proklamiert<br />

Kurt Eisner in Bayern die Republik, am Freitag erfasst die Revolution<br />

Sachsen, Hessen, Franken und Württemberg. Pünktlich zum<br />

Wochenende, am Sonnabend, dem 9. November, dankt der Kaiser<br />

ab und geht ins niederländische Exil. Der Sozialdemokrat Philipp<br />

Scheidemann ruft in Berlin die Republik aus, Friedrich Ebert, der<br />

spätere sozialdemokratische Reichspräsident, übernimmt die Regierungsgeschäfte,<br />

und Gustav Noske, der Gouverneur von Kiel, ist<br />

nun als »Volksbeauftragter« fürs Militärische zuständig.<br />

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