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EINSAME WEGE<br />
Das Refugium in den Bergen – Stille Tage<br />
in Hohenhaus – Söhne im Verlag – Generationswechsel –<br />
Eine Totenrede – Besuch bei Gerda <strong>Ganske</strong><br />
Ein Haus am Ortsrand von Reichraming, eine halbe Autostunde<br />
südlich von Steyr. In der Stube hängen Jagdtrophäen, eine Brotzeit<br />
steht auf dem Tisch. Hermann Kittinger nimmt nicht von<br />
dem geschnittenen Brot, das für den Gast bereitliegt, sondern<br />
macht sich mit scharfem Messer über einen alten Kanten her. Er<br />
liebt das, sagt seine Frau. Er habe das auch auf der Hütte so gemacht,<br />
wenn Kurt <strong>Ganske</strong> kam.<br />
Hermann Kittinger, Jahrgang 1930, Berufsjäger im Ruhestand,<br />
erinnert sich an den Jagdgefährten aus Hamburg, als wäre er erst<br />
gestern hier gewesen. »Es gibt nicht viele Menschen wie ihn«, sagt<br />
er nachdenklich. Sie waren zu zweit allein mit der Natur, wochenlang,<br />
auf der Hütte und auf der Pirsch. »Auf dem Ansitz ist man auf<br />
Tuchfühlung, da wird man sich vertraut. Für mich war er wie ein<br />
zweiter Vater. Es gibt noch heute keinen Tag, an dem ich nicht an<br />
ihn denke. Es gab wohl eine Seelenähnlichkeit. Wir waren beide<br />
gern allein. Er war fünfundzwanzig Jahre älter als ich, aber ich<br />
habe den Altersunterschied zwischen uns nie gespürt. Es war ein<br />
kameradschaftliches Verhältnis, doch geduzt haben wir uns nie. Er<br />
hat mir als Jäger vollkommen freie Hand gelassen. Ich habe das<br />
nie ausgenutzt. Was er mir zugestanden hatte, habe ich nie abgeschossen.<br />
Er war ein ganz feiner Mensch. Die Zeit mit ihm war die<br />
schönste Zeit in meinem Leben.«<br />
Hermann Kittinger hat Tischler gelernt, war Waldarbeiter,<br />
doch sein Berufswunsch war es, Jäger zu werden. Mit 18 Jahren<br />
legt er die Prüfung ab. Das Leben als Berufsjäger füllt ihn aus.<br />
Den Urlaub lässt er meist verfallen. »Der Wald ist mein Leben.«<br />
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