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jüdischen Mitbürger zunehmend ins Abseits geraten und täglich<br />

Antifaschisten in Konzentrationslagern verschwinden, singt Willy<br />

Fritsch: »Ich wollt’, ich wär ein Huhn.«<br />

Kurt <strong>Ganske</strong> ist weit weg – im Wald, in Herleshausen, einem<br />

kleinen Ort an der hessisch-thüringischen Grenze. Eisenach ist<br />

drei Wegstunden entfernt, über den bewaldeten Kuppen ist die<br />

Wartburg zu sehen. Ein Traum. Kurt <strong>Ganske</strong> hat schon länger nach<br />

so einem Stück Natur gesucht, einem intakten Landschaftsraum<br />

mit viel Wald, altem Baumbestand, solider Forstwirtschaft und eigener<br />

Jagd. Er hat inzwischen die nötigen Ersparnisse und kauft<br />

von dem Baron Rudolf von Schutzbar, genannt Milchling, das<br />

Rittergut Hohenhaus bei Herleshausen mit tausend Hektar Land<br />

und herrschaftlichem Gutshaus. Ein gründerzeitliches Architektur-Juwel,<br />

1905 von dem Architekten und Burgenforscher Bodo<br />

Ebhardt (1865 –1945) erbaut. Mit dem Besitz erwirbt er auch das<br />

Kirchenpatronat über eine ebenfalls von Ebhardt erbaute Kapelle<br />

und eine Gemeinde von hundertfünfzig Seelen.<br />

Der adlige Herr mit dem merkwürdigen, aber sehr alten Namen<br />

ist offenbar in Schwierigkeiten geraten und sieht sich zum<br />

Verkauf gezwungen. Er war Kämmerer des letzten deutschen Kaisers,<br />

der nun im Exil lebt und nichts mehr zu kämmern hat. Die<br />

Zuwendungen bleiben aus. Der Rittergutsbesitzer lässt anschreiben.<br />

In der Weinstube in Eisenach, an die er im Gegengeschäft<br />

für manches Gelage aus seiner Landwirtschaft frische Eier liefert,<br />

hat sich ein Soll von zehntausend Eiern für Rotwein angehäuft.<br />

Der Verkauf des Rittergutes hat das Problem solcher Außenstände<br />

sicher verringern geholfen.<br />

Dass der Baron bei den Mägdelein auf seinen Ländereien<br />

noch das Recht der ersten Nacht ausgeübt habe, ist natürlich ein<br />

Gerücht. Tatsache ist, dass Rudolf von Schutzbar sich mit sehr<br />

schönen Frauen umgab und zweimal verheiratet war. Die erste<br />

Baronin kann den Verlust des Rittergutes nicht verwinden. Sie<br />

kommt noch jahrelang vorbei, setzt sich in die Halle des Gutshau-<br />

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