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Leute, die fähige Entwickler waren, wie Willy Fleckhaus, Angelica<br />
Blechschmidt und Peter Gimm. Managertypen mit Eis in den<br />
Adern konnte ich nicht leiden. Ich konnte am besten mit Frauen.<br />
Da gab es nicht diese Machtspiele.«<br />
Der Vater lässt ihn machen, auch seine Fehler. Aber hinter<br />
verschlossenen Türen geht es hart zur Sache. »Wir haben alles<br />
falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte«, räumt Peter<br />
Gimm, damals stellvertretender Chefredakteur der Für Sie, heute<br />
ein. »Es war die Zeit des großen Umbruchs Anfang der siebziger<br />
Jahre. Wir wollten nicht nur Fummel zeigen, sondern setzten engagierte<br />
Reportagen vorn ins Heft, zeigten Frühstückstische mit<br />
angeknabbertem Butterbrot, verlegten Mode und Kosmetik in<br />
den hinteren Heftteil. Wir wollten alles anders und alles besser<br />
machen als bisher.« So tickte man in allen Redaktionen der wilden<br />
Siebziger – Journalisten als Bewegungsmelder: Frauenbewegung,<br />
Umweltbewegung, Anti-Kernkraft-Bewegung, Friedensbewegung.<br />
Die etablierte Frauenzeitschrift Für Sie erweist sich aber<br />
als denkbar schlechtes Spielfeld für kreative Unruhestifter. Kurt<br />
<strong>Ganske</strong> hat die Folgen dieser Umsturzversuche bald in Zahlen vor<br />
Augen. Öffentlich greift er nicht ein. Er hält Peter Gimm, dem<br />
Revoluzzer mit den langen Locken, in Hohenhaus sogar die Tür<br />
auf, allerdings mit der süffi santen Bemerkung: »Ladies fi rst.«<br />
Michael steht unter Erfolgsdruck. »Es war nie mein Traum, in<br />
einem Büro zu sitzen, verschanzt hinter einem Sekretariat mit Blumen,<br />
und Zahlen zu schnitzen. Aber die Arbeit in der Redaktion<br />
machte mir Spaß.« Redaktionen arbeiten bis spät in die Nacht.<br />
Der junge Verlagsdirektor auch. »Es war spätabends, zehn <strong>Uhr</strong>.<br />
Der Kopf war leer. Ich ging einen Stock tiefer, da saß der Chefredakteur.<br />
Der zog eine Schublade auf: ›Hier, das hilft.‹ Es war<br />
Whisky. Ich trank drei Glas. Die Maschine sprang an. Ich hatte<br />
Ideen, die Blockade war weg. Aber mir war nicht klar, welche Gefahren<br />
damit verbunden waren.« Michael <strong>Ganske</strong> und der Whisky<br />
werden Freunde. Aus der Freundschaft wird Abhängigkeit, Tablet-<br />
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