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Doch redaktionelle Mitbestimmung, wie sie Ende der sechziger<br />

Jahre diskutiert und beim Stern mit einem Redaktionsstatut zumindest<br />

zeitweise umgesetzt wird, ist ihm suspekt.<br />

Die Reise ins Merian der sechziger Jahre führt nach Vorchdorf<br />

in Oberösterreich. Ein historischer Vierkanthof mit einer Riesenscheune<br />

voller Bücher, vierhundert laufende Meter über zwei<br />

Stockwerke verteilt, die Privatbibliothek des Kunsthistorikers Wieland<br />

Schmied, zuletzt Präsident der Akademie der Künste in München.<br />

Seine Frau Erika, Jahrgang 1935, hat diesen Büchertempel<br />

für ihn entworfen und bauen lassen. Nun sitzt sie vor dem Kamin<br />

im hochlehnigen Titanensitz aus Holz, ein Geschenk und Entwurf<br />

von Thomas Bernhard, der die Rolle des Hausgeistes spielt. Der<br />

Schriftsteller ging hier ein und aus, war einer ihrer engsten Freunde.<br />

Seit seinem Tod fotografi ert Erika Schmied die Schauplätze<br />

seiner Romane, aber auch die neuseeländische Welt des Friedensreich<br />

Hundertwasser. Sie produziert Bildbände ihrer Schwarzweißfotos,<br />

zeigt ihre Arbeiten in viel beachteten Ausstellungen, genießt<br />

kreativ und produktiv ihr zweites Arbeitsleben. Das erste dauerte<br />

zweiunddreißig Jahre und stand in Diensten Kurt <strong>Ganske</strong>s. Sie fotografi<br />

erte für Film und Frau und Moderne Frau, war Grafi kerin, Artdirector<br />

und Redakteurin für Kunstthemen bei Merian. Sie prägte<br />

jahrzehntelang das Erscheinungsbild der Zeitschrift.<br />

1961 kommt Erika Schmied, damals noch Erika Schmid-Kowarzcik,<br />

zu Merian. Sie hat sich für dieses Vorstellungsgespräch<br />

aufgedonnert, die blonden Haare schwarz gefärbt und trägt<br />

einen Staubmantel, Pumps und Handschuhe. Nachdem sie sich<br />

in selbstbewusster Pose hingesetzt hat, sagt sie: »Sie haben doch<br />

nichts dagegen, wenn ich rauche?« Vor ihr sitzen einige Herren,<br />

die sie später als Spitze des Unternehmens kennen lernen wird.<br />

»Man sitzt ja in solchen Gesprächen immer Männern gegenüber.<br />

Ich war sechsundzwanzig und wollte sechshundert Mark. Sie<br />

machten Komplimente, die keine waren: Ich sähe aus wie achtzehn.<br />

Das Gehalt wollten sie kürzen. Das wollen sie immer. Ich<br />

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