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Er schreibt immer noch, wie vor siebenundfünfzig Jahren, alles<br />
mit der Hand. Seine Frau Lilo tippt es ab, korrigiert hier und da.<br />
Sie reden darüber. »Sie schreibt alles zu meiner schließlichen Zufriedenheit«,<br />
sagt er mit einem Lächeln. Er spricht über die Figuren,<br />
die sich nicht selbständig machen dürfen, über das Tagwerk<br />
des Ausdenkens. »Ich versetze mich in meine Figuren. Man muss,<br />
was man sagen will, erfi nden, auch den Pfeil, der das Ganze ins<br />
Ziel trägt. Das Bild entsteht ganz langsam aus gesammelten Sinneseindrücken.<br />
Der Maler vor der Staffelei, das Innere einer Jugendstrafanstalt<br />
oder eine Schiffsverwertung, das muss ich gründlich<br />
recherchieren. Ich brauche Realität, um sie zu bebildern.«<br />
Millionen hat er so in die Realität seiner Figuren entführt.<br />
Hoffmann und Campe, das Haus, in dem sein Werk erscheint,<br />
wächst zu einem der führenden Verlagshäuser in Deutschland.<br />
Albrecht Knaus baute das Programm aus. Die 1965 begonnene<br />
Reihe launiger Porträts regionaler Eigenarten »Deutschland, deine<br />
…« war mit Sachsen und Preußen ganz moderat gestartet. Mit<br />
»Deutschland, deine Schwaben« von Thaddäus Troll gelang dem<br />
Verlag ein geradezu ungestümer Verkaufsschlager, der sich als<br />
Dauerbrenner erweisen sollte. Doch die Heiterkeit der Provinz<br />
ist nur eine von vielen Facetten im Programm.<br />
»Die Verlegerei ist ein Geschäft mit eigenen Gesetzen: Nase ist<br />
wichtig, Einfälle, Initiative und nicht zuletzt Mut zum Risiko, aber<br />
auch gute Beziehungen zu Autoren und Agenten«, fasst Knaus<br />
zusammen. Erfolg lässt sich nicht planen, und die berühmte Werbung<br />
nützt gar nichts.« Knaus zitiert gern seinen unvergessenen<br />
Lehrmeister Reinhard Piper: »Werbung lohnt nur für Bücher, die<br />
von selber geh’n.«<br />
Warum nun manche Bücher gehen und andere nicht, bleibt<br />
ein Rätsel. Manchmal kommen Bestseller anscheinend aus<br />
dem Nichts. Erich Segal, Altphilologe an der Harvard University,<br />
schreibt eine romantisch-sentimentale Liebesgeschichte. Sie<br />
hat sich auf dem Campus zugetragen. Der Tod einer Studentin<br />
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