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Menschen, die jahrelang für ihn gearbeitet haben, manche im<br />

gleichen Haus, andere im Haus nebenan, ihn nie zu Gesicht<br />

bekommen? Sie sahen Licht hinter den Fenstern, aber nie den<br />

Mann, der dort arbeitete. Sein Arbeitszimmer lag im ersten Stock<br />

einer schlossartigen Villa in Hamburg an der Alster, mit spitzem<br />

Turm und hohen Fenstern, Harvestehuder Weg Nummer 41, bevorzugte<br />

Wohnlage, ein Haus wie geschaffen als Kulisse eines hanseatischen<br />

Familienromans. Das Balkonzimmer blickt aufs Wasser.<br />

Seine Erwerbshöhle. Man wusste, wann der Verleger im Haus war,<br />

es sprach sich herum. Natürlich gab es Ausnahmen, Menschen,<br />

die zu ihm durften. Es gab Zeichen seines Daseins. Wenn jemand<br />

mit einer Mappe durchs Haus eilte, auf der »K.G.« stand, hätte es<br />

niemand gewagt, ihn für ein Schwätzchen anzuhalten. Die Mappe<br />

hatte es eilig, strebte nach oben, die ewig knarzende Treppe der<br />

Villa hinauf, ins Vorzimmer von Kurt <strong>Ganske</strong>. Dort saß Fräulein<br />

Neveling, wie sie genannt wurde und wohl auch genannt werden<br />

wollte: Das Fräulein war eine ältere Dame, eine Respektsperson.<br />

Niemand kam an ihr vorbei. Sie wachte vor seiner Tür. Dahinter<br />

saß K.G.<br />

Alle nannten ihn K.G., seine Mitarbeiter, die persönlichen Assistenten,<br />

die leitenden Angestellten und auch Fräulein Neveling.<br />

K.G. stand als Signatur unter seinen knappen Anweisungen, mit<br />

grünem Stift und in großer Schrift an den Rand einer Akte oder<br />

eines Briefes geschrieben. K.G. war ein personifi ziertes Machtwort.<br />

Er war K.G. für seinen Fahrer, für die Chefredakteure und<br />

die Autoren seiner Verlage, für seine Geschäftspartner, für seine<br />

Freunde, seine Kinder und auch für seine Frau. Ein Autor übersetzte<br />

K.G. mit »Kommandierender General«, treffend wohl für<br />

seine unbestreitbare Autorität, auch für sein strategisches Denken,<br />

aber zum Befehlshaber fehlte ihm das Schneidige im Auftritt.<br />

Der Auftritt fand nicht statt, Bühnen waren ihm verhasst, Appelle<br />

auch und Schlachtenlärm erst recht. Befehle waren nicht sein Stil.<br />

K.G. war ein Herr. Er pfl egte das distanzierende und respektvolle<br />

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<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 8 <strong>01.11.2005</strong> <strong>14</strong>:<strong>54</strong>:47 <strong>Uhr</strong>

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