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versammelt. Ein Gewerkschaftsmann spricht, rät zur Ruhe, zum<br />
Abwarten, morgen können sie doch wieder verhandeln. Doch die<br />
Versammlung drängt zur Aktion. Die Menge ist nicht zu halten,<br />
die Männer ziehen zum Arrestgefängnis, um ihre Kameraden zu<br />
befreien. Eine Straßensperre. Junge Gesichter, Rekruten, Offi ziersanwärter<br />
mit geladenen Gewehren. Sie legen an. Ein Leutnant der<br />
Reserve lässt das Feuer auf die Demonstranten eröffnen. Sieben<br />
liegen tot auf der Straße, achtundzwanzig sind zum Teil schwer<br />
verletzt, auch Frauen und Kinder. Doch die Demonstranten rennen<br />
nicht auseinander, sondern stürmen das Maschinengewehrnest,<br />
töten den Leutnant der Reserve und entwaffnen seine total<br />
eingeschüchterte Truppe. Ein grauer Sonntag im November. Eine<br />
Demonstration wurde aufgelöst, eine Revolution hat begonnen.<br />
Am Morgen des 4. November müssen alle Matrosen und Soldaten<br />
zum Appell antreten. Vergebens versuchen die Offi ziere, die<br />
Disziplin wieder herzustellen. Waffenkammern werden geplündert,<br />
die Kameraden aus dem Arrest befreit, die Kompanien wählen<br />
Soldatenräte. Auf den Kriegsschiffen des Kaisers setzen Meuterer<br />
die rote Fahne. Am Abend des 4. November ist Kiel in der<br />
Hand der Aufständischen, die Matrosen schließen sich mit den<br />
Arbeitern der Stadt zusammen. Nun hat die Stadt einen Arbeiter-<br />
und Soldatenrat. Der stellt Forderungen an den Gouverneur,<br />
Vizeadmiral Souchon, droht damit, die Kanonen der Schiffe auf<br />
Kiel-Düsternbrook zu richten und das Villenviertel der Offi ziere<br />
zusammenzuschießen. Der Gouverneur fordert Truppen an, die<br />
anmarschiert kommen, aber die Waffen niederlegen. Doch noch<br />
gibt das Kaiserreich seinen Kriegshafen nicht verloren.<br />
Am Abend trifft endlich der Mann ein, der die Revolution in<br />
friedliche Bahnen lenken soll – ein Zivilist. Prinz Max von Baden,<br />
Chef der Regierung in Berlin, hat ihn geschickt: Gustav Noske,<br />
wehrpolitischer Experte der SPD-Reichstagsfraktion. Eine große<br />
Menschenmenge erwartet ihn am Bahnhof von Kiel. Der Sozialdemokrat<br />
kommt als Volkstribun mit Rückfahrkarte. Die Menge<br />
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