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Siegfried Lenz wird mit vielen Auszeichnungen und Preisen<br />
geehrt, darunter der Gerhart-Hauptmann-Preis, der nach Jean<br />
Paul benannte Bayerische Staatspreis für Literatur, Lübecks Thomas-Mann-Preis,<br />
der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />
und der Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Zur Heinrich-<br />
Heine-Professur der Universität Düsseldorf kommen die Ehrendoktorwürde<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg und der philosphischen<br />
Fakultät der Universität Hamburg sowie zahlreicher<br />
Hochschulen im Ausland. Lenz ist Ehrenbürger von Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein.<br />
Neugierige Fragen zur Arbeitsweise beantwortet Siegfried Lenz<br />
mit nachsichtiger Geduld. Im Sommer 2004 hat der 78-Jährige<br />
wieder ein großes Projekt in Angriff genommen. Über den Stoff<br />
sagt er nichts, für sein beharrliches Erfi nden immer neuer Geschichten<br />
hat er eine einfache Erklärung: »Ich habe Huckfl eisch.<br />
So sagt man es in den Masuren.« Schreiben ist anstrengend, eine<br />
alltägliche Pfl icht, die er sich auferlegt, aber nichts, worunter er<br />
leidet. »Ich habe viele Dinge gern geschrieben. Und ich habe immer<br />
geschrieben, ohne mir ein Pensum vorzunehmen. Als Heinrich<br />
Böll sehr krank war, habe ich ihn in der Ackertalklinik besucht.<br />
Wir haben über das Handwerk geredet, und er war von einer rührenden<br />
Treuherzigkeit. ›Wie viel schreibst du am Tag?‹, wollte er<br />
wissen, und dann sagte er: ›Eine Seite am Tag, stell dir mal vor, du<br />
schaffst jeden Tag eine Seite, was du dann im Jahr schreiben könntest.<br />
Eine Seite am Tag. Das wär mein ideales Pensum.‹«<br />
Siegfried Lenz hat sein persönliches Pensum nie errechnet;<br />
jedenfalls spricht er nicht darüber. Schreibt es sich anders, wenn<br />
man älter wird? »Das Schreiben wird schwerer. Das Alter übt einen<br />
unerwünschten Einfl uss auf die Arbeit aus, verzögert, verschleppt.<br />
Die Phantasie lässt nicht nach, aber die Kombinatorik.« Hilft die<br />
Altersweisheit? Ein spöttischer Blick aus blauen Augen. »Ist das eine<br />
ernsthafte Frage? Ich hoffe, meine Irrtumsfähigkeit erhalten zu haben<br />
und die Bereitschaft, mich zu korrigieren.«<br />
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