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»Da Sie mir bisher unbekannt geblieben sind, schreibe ich diesen<br />

Brief fast ins Anonyme, aber eigentlich doch nicht, denn Ihr<br />

Name ist mir ja als Synonym für Hoffmann und Campe ein Begriff,<br />

ja ich habe sogar geglaubt, die Wirkung Ihrer Stimme verspürt zu<br />

haben, ähnlich der des HErrn im ›Jedermann‹ vor dem Salzburger<br />

Dom (der ja auch unsichtbar bleibt), also: Wenn ich gelegentlich<br />

Besuch in Hamburg machte, war ich zuweilen Ohrenzeuge von<br />

An-Rufen, die bei den Angerufenen so etwas wie Respekt, Hochachtung,<br />

um nicht zu sagen Ehrfurcht auslösten. Ein Hauch von<br />

Majestät wehte dann durch den Raum, um im Salzburger Look<br />

zu bleiben: als ob der HErr mit dem Darsteller des HErrn spreche.<br />

Das kann nur Herr <strong>Ganske</strong> sein, dachte ich. Nun hat Herr<br />

Knaus den Mythos zerstört: Sie telefonierten selten bis nie; thronten<br />

nicht über dem Verlag als autoritärer Pantokrator, sondern<br />

durchwalteten ihn eher, kaum spürbar, im pantheistischen Sinn.<br />

Als Autor, der von der Hoffmann und Campeschen Toleranz profi<br />

tiert (ich gebrauche diesen Ausdruck nachweislich im rein ideellen<br />

Sinn), grüße und beglückwünsche ich Sie herzlich.<br />

Ihr Thaddäus Troll, … den jetzt die Frage plagt: welcher Anrufer<br />

löst in Ihrem Verlag wenn nicht Furcht und Mitleid, so doch<br />

Respekt und Wertschätzung aus? Der Steuerberater? Siegfried<br />

Lenz? Der Bankdirektor? Rudolf Hagelstange?«<br />

Der unermüdliche und vielseitige Publizist Curt Riess dankt<br />

seinem Verleger für sein Stehvermögen, »den Glauben an den<br />

Autor, der – dafür gibt es Beispiele genug – bis zur Sturheit gehen<br />

kann. Seltsam genug: Mit dieser Sturheit sind schon viele Autoren<br />

durchgesetzt worden.« Das Wichtigste sei aber auch, »daß<br />

der Verlag seinen Autoren eine Heimat geben kann. Ich kann<br />

ein Lied davon singen, wie schwer es ist, ein heimatloser Autor<br />

zu sein. Meinen deutschen Verlag verlor ich, als Hitler die Macht<br />

übernahm, und meinen französischen, meinen belgischen, meinen<br />

holländischen, als Hitler in diese Länder einmarschierte.<br />

Meinen amerikanischen, als ich beschloß, wieder nach Europa<br />

200<br />

<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 200 <strong>01.11.2005</strong> 15:04:30 <strong>Uhr</strong>

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