Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
schwingt? Ein klares Nein. »Das habe ich vom Bild abgenommen.«<br />
Es gibt ein, zugegeben, etwas austernnasiges Bild von Heinrich<br />
Heines Verleger, aber eindrucksvoll ist es schon, wie der Schriftsteller<br />
Siegfried Lenz ihm Leben einhaucht.<br />
Und der ewige Streit um Geld, wie Julius Campe und Heinrich<br />
Heine ihn ausfochten, gab es den nie? Ein Blick von ehrlichem<br />
Erstaunen. Dann holt er aus: »Wir sind nie reich gewesen. Ich<br />
denke in Dankbarkeit an ihn. Wie er am Anfang sagte: ›Für den<br />
Fall, dass es mal schwierig werden sollte, ein Wort genügt …‹ Er<br />
hätte geholfen, da bin ich ganz sicher. Nun hat es sich ja gefügt,<br />
dass sich das eine oder andere Buch ganz gut verkauft hat. Wir haben<br />
die Hilfe nie gebraucht.« – Eine Pause, die er nutzt, um sich<br />
mit seiner Pfeife zu beschäftigen. »Ich habe Sparsamkeit nicht<br />
gespürt. Er war von erwiesener und bewiesener Großherzigkeit.<br />
Einmal hat er mir ein Nolde-Bild aus England mitgebracht, das<br />
er ersteigert hatte.<br />
Wir haben zusammen viel Rotwein getrunken. Er hat dafür gesorgt,<br />
dass es immer sehr guter Rotwein war. Er wollte mich zur<br />
Jagd mitnehmen. Ich habe es immer abgelehnt. Auch auf den<br />
Ansitz wollte ich nicht.« Aber damit will er nichts gegen Jäger sagen,<br />
nichts gegen die Jagd. »Wir haben zusammen in Hohenhaus<br />
gefi scht, ich habe einen Karpfen von zehn Pfund gefangen und<br />
einen Hecht.« – »Ein Hechtlein«, korrigiert Lilo.<br />
Fast jeder Angler ist ein Geschichtenerzähler. Unter deutschen<br />
Schriftstellern sind leider nur wenige Angler zu fi nden. Für den<br />
Hoffmann und Campe Verlag ist Siegfried Lenz ein dicker Fisch,<br />
ein Glücksfall. »So zärtlich war Suleyken«, heißt die humorvolle<br />
Sammlung masurischer Geschichten, die er 1955 veröffentlicht,<br />
ein Riesenerfolg und ein Longseller, der später als Taschenbuch<br />
bei Fischer über eine Million Mal verkauft werden wird. »Warum<br />
es so ein Erfolg wurde, ist nie analysiert worden«, sinniert ein alter<br />
Freund des Dichters. »Ich glaube, es lag auch an dem Titel: Die<br />
Käufer haben Suleyken für ein Mädchen gehalten.«<br />
<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 133 <strong>01.11.2005</strong> 15:01:17 <strong>Uhr</strong><br />
133