Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Träume sind es, die ihren Erfolg erklären. Film und Frau macht
Aufl age, wird für Kurt Ganske zum Laufsteg ins Wirtschaftswunder.
Einen ersten Coup hatte er seinerzeit bei einem Abendessen
gelandet. Das Treffen auf dem Rittergut Polle an der Weser hatte
fast familiären Charakter. Man tafelte bei der verschwägerten
Familie Haselhorst, eingeladen hatte Gerda Ganskes Schwester.
Hinrich Wilhelm Kopf war gekommen, der sozialdemokratische
Ministerpräsident von Niedersachsen, ein populärer Landesvater
der Nachkriegsjahre, wegen seiner guten Beziehungen zum Adel
auch »der rote Welfe« genannt. Er hatte seine Staatssekretärin
Theanolte Bähnisch mitgebracht, eine ebenso engagierte wie intelligente
Politikerin, der (zeitweise) Niedersachsens Polizei unterstellt
war. Das hinderte sie aber nicht, mit einigen engagierten
Mitstreiterinnen unter kläglichen Bedingungen in einer Baracke
eine emanzipatorische Zeitschrift herauszubringen: Die Stimme
der Frau. Das engagierte, schmale Monatsblatt kann durchaus als
Urmutter oder zumindest Ahnfrau von Emma gelten, wuchs der
Staatssekretärin aber über den Kopf. Sie klagte Kurt Ganske ihr
Leid, und der half ihr gern aus der Patsche: »Warum wollen Sie
sich noch länger damit herumärgern? Geben Sie das Blatt doch
an einen richtigen Verlag. Ich nehme es gern.« Zum Dessert war
der Deal perfekt.
Kurt Ganske hatte Die Stimme der Frau gekauft und war nun also
Besitzer von zwei Frauenzeitschriften, die ab 1949 gemeinsam im
Hamburger Jahreszeiten Verlag erscheinen. »Der Name ›Jahreszeiten‹
war eine Idee von Annchen«, erzählt Thomas Ganske. Seine
Großmutter fand, das passe doch ganz gut. So kam der Verlag zu
seinem Namen, der später haus- und branchenintern das Kürzel
»Jalag« erhielt. Aus Hoffmann und Campe wurde »HoCa«, beides
Telexabkürzungen, die sich eingebürgert haben.
Namen bleiben, Namen schwinden, Namen verwandeln sich
mit der Zeit, durch Schönheitsoperationen, Konzeptänderungen,
122
Ganske_Lauf9.indd 122 01.11.2005 15:01:11 Uhr