Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Das Hemd wäscht er im Bach, die Schuhe reinigt und putzt er mit
Moos, bis sie glänzen. Nichts darf an einen Flüchtling erinnern,
er will aussehen wie jemand, der eben nur ein paar Straßen weiter
geht, und nicht wie einer, der aus der Hölle kommt und schon
viele hundert Kilometer wandert. Und so erreicht Kurt Ganske
Hohenhaus. Dort hat sich einiges verändert.
Gerda Ganske hatte dem Amerikaner selbst die Tür geöffnet.
Vor ihr stand ein Vier-Sterne-General, neben ihm als Übersetzer
ein deutscher Arzt mit amerikanischem Stahlhelm. Der General
kam gleich zur Sache: »Wissen Sie, warum wir hier sind?« Sie
ahnte es. Der Mann wollte ihr Haus. »Wir brauchen ein Headquarter«,
sagte der General. »Aber keine Sorge, wir helfen Ihnen.
Mein Bataillon steht Ihnen zur Verfügung, Sie werden keine Arbeit
haben.« »Es dauerte einen Nachmittag«, erinnert sich Gerda
Ganske, »sie haben unser halbes Haus leer geräumt. Im Krieg
macht man so einiges durch. Das konnte mich nicht erschüttern.
Wir behielten ja die andere Hälfte des Hauses für uns. Mittendrin
hing eine Leine mit dem Schild ›Off limits‹. Die Amerikaner haben
es immer respektiert.«
Das Gutshaus wird mit fünfzig Eisenbetten möbliert und
zum Hauptquartier von George S. Patton, dem General, der
zu den schillerndsten Figuren unter den Haudegen des Zweiten
Weltkriegs gehört. Geboren 1885 im kalifornischen San
Gabriel, schafft er es bei den Olympischen Spielen 1912 in
Stockholm auf den fünften Platz im modernen Fünfkampf. Er
trägt gern großkalibrige Pistolen mit Griffen aus Elfenbein und
erschießt als junger Offi zier bei einem Einsatz an der mexikanischen
Grenze nach Wildwest-Manier den Chef der Leibgarde
des Aufständischen Pancho Villa, »General« Julio Cardenas,
mit seinem Colt. Im Ersten Weltkrieg kämpft er unter General
Pershing und bildet die ersten fünfhundert amerikanischen
Panzerfahrer aus. Im Zweiten Weltkrieg wird der resolute Panzergeneral,
dessen schnelle Verbände den Widerstand der Deut-
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