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Staat nicht nur die ausgesperrten Arbeitnehmer bezahlt, sondern<br />

auch deren Arbeitgeber, und das nicht zu knapp. Weil nicht mehr<br />

genug Geld da ist, beginnt die Regierung, neues zu drucken. Immer<br />

mehr kommt in Umlauf, immer mehr wird immer weniger<br />

wert. Im Juni 1923 gerät die ohnehin schon galoppierende Infl ation<br />

in einen beispiellosen Höhenrausch. Gemeinden und Großbetriebe<br />

geben Notgeld heraus, dreihundert Papierfabriken und<br />

zweihundert Druckereien stellen Banknoten her, und während<br />

die Kaufkraft der Reichsmark ins Bodenlose fällt, schießt der Dollarkurs<br />

himmelwärts.<br />

Eine Massenfl ucht in Sachwerte setzt ein. Wer kann, kauft<br />

Grundstücke, Gold oder Dollars. Die Preise steigen schneller als<br />

die Löhne. Weil mit Geld nichts mehr zu kaufen ist, beginnt ein<br />

reger Tauschhandel: Briketts gegen Zigaretten, Brot gegen Brennholz.<br />

Der Einzelhandel beginnt, Waren zu horten. Hungerdemonstrationen<br />

und Plünderungen sind die Folge. Zeitzeu gen berichten,<br />

dass sie ihre Wände mit Banknoten tapeziert haben. Weil die<br />

Millionengehälter am Monatsende nichts mehr wert sind, werden<br />

die Angestellten wöchentlich, dann alle drei Tage und schließlich<br />

täglich bezahlt. Die Geschäftsleitung kann sie nicht daran hindern,<br />

sofort mit dem Geld in die nahen Geschäfte zu laufen, um Dinge<br />

des täglichen Bedarfs und Lebensmittel zu kaufen, die schon am<br />

gleichen Abend nicht mehr erschwinglich sind.<br />

Kurt <strong>Ganske</strong> lernt viel in diesen Jahren. Vielleicht hat ihn sein<br />

Chef ein paar Mal am Tag zur Bank geschickt, um Milliardenbeträge<br />

gegen eine Hand voll Dollar zu tauschen. Spannend ist es<br />

immer um drei <strong>Uhr</strong> nachmittags. Dann wird der neue Dollarkurs<br />

verkündet. Während der Junior lernt, mit Millionenbeträgen<br />

zu jonglieren, lenkt der Buchhändler Richard <strong>Ganske</strong> seinen<br />

Lesezirkel mit ruhiger Hand durch das Chaos. Die Zeitungen<br />

veröffentlichen jeden Tag eine »Buchhändlerschlüsselzahl«, mit<br />

welcher der Preis eines Buches oder einer Zeitschrift zu multiplizieren<br />

ist. Und der steigt im Steilfl ug: Das Blatt der Hausfrau,<br />

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