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Die Briefe an seine Frau lesen sich wie letzte Verfügungen.<br />

Sie zeigen die Sorgen des Familienvaters, die Unruhe des Unternehmers,<br />

der informiert sein will, den Ärger, wenn ein Brief<br />

wochenlang unterwegs ist oder verloren geht. Sie enthalten Alltägliches,<br />

Spekulationen über Laufzeiten, die Frage nach Fotos<br />

oder Zigarren. Mancher Brief spricht von Herzklopfen, enthält<br />

sehr persönliche und liebe Worte. Gerda <strong>Ganske</strong> hat alle seine<br />

Briefe gesammelt. Seine Feldpostnummer weiß sie auch heute,<br />

nach fast einem Menschenalter, noch auswendig: F, IV a 36 116 C.<br />

Kurt <strong>Ganske</strong> entkommt dem Inferno von Calais, seine Einheit<br />

wird verlegt. »Wir wollen Gott sehr danken, daß ich doch aus Calais<br />

in letzter Minute herausgeführt worden bin«, schreibt er nach<br />

Hause. »Sehr gern würde ich mit Dir darüber sprechen, damit wir<br />

beide ganz begreifen, für welche glückliche Fügung wir zu danken<br />

haben.« Eine Andeutung der Katastrophe, der er entronnen<br />

ist und über die er kein Wort in Feldpostbriefen verlieren darf,<br />

die von eifrigen Zensoren auf Anzeichen von »Wehrkraftzersetzung«<br />

untersucht werden. »Hoffen wir, daß uns weiter geholfen<br />

wird, es ist von mir ein ernstes Wort, wenn ich sage, daß ich fest<br />

auf Eure guten Gebete für mich vertraue. Könnt ich nur erst wieder<br />

mit Dir ganz ruhig durch den Wald gehen und über den Sinn<br />

unseres Daseins sprechen und die Aufgaben bereden, die wir uns<br />

vornehmen wollen.«<br />

Er wird verladen, transportiert, stationiert und wieder verlegt.<br />

Er marschiert durch das Reich, nächtigt in verlausten Quartieren<br />

oder unter freiem Himmel, schreibt Briefe zwischen den Einsätzen.<br />

Mal drängen sich die Worte auf engstem Raum karierter Zettel,<br />

die er aus einem Oktavheft gerissen haben mag, mal fl iegen<br />

die Buchstaben fl ach und schnell über ein Blatt Papier, manchmal<br />

ist die Schrift raumgreifend, temperamentvoll wie mit dem<br />

Zimmermannsbleistift geschrieben.<br />

Bei einem der Märsche gewinnt er einen jungen Kameraden<br />

zum Freund: Helmut Klötzke. Kein Draufgänger und kein<br />

88<br />

<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 88 <strong>01.11.2005</strong> 15:00:45 <strong>Uhr</strong>

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