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DIE FÜNFZIGER JAHRE
Hamburg Harvestehude – Siegfried Lenz – Schöne
Aussicht – Kindheitserinnerungen – Halte Schritt –
Der Rheinische Merkur – Johann Joseph von Görres –
Eine Reise nach Spanien – Marx und der Heilige Geist
Die Alster ist ein schmales Flüsschen von bescheidener Länge,
doch unmittelbar vor der Hamburger Innenstadt staut sie sich
zu einem See, der mit Wiesen und Parks am Rande zu einer Erholungslandschaft
ausufert, deren verschwenderisch ausschwingende
Grünfl ächen in teurer Großstadtlage zu den elegantesten
Auswüchsen hanseatischer Spendierlaune zählen. Die Alster teilt
die Stadt in zwei Hälften, wobei die bessere Hälfte im Westen, die
weniger reputierliche im Osten zu fi nden ist. Wer dort wohnt,
lebt aus westlicher Sicht in »Übersee«, was die Bewohner des
Stadtteils Uhlenhorst als ungerecht empfi nden, denn sie haben
ebenso wie der Herrschaften am Westufer sehr schöne Villen mit
Seeblick.
Vor dem Ersten Weltkrieg wohnte jeder zweite der über siebenhundert
Hamburger Millionäre in den Stadtteilen Harvestehude
und Rotherbaum, also von der Quelle aus gesehen rechts der
Alster. Am Harvestehuder Weg, der unter alten Bäumen am Alsterufer
entlangführt, reihen sich herrliche Gründerzeitvillen in
gebührender Distanz zur Straße. Mit dem sicheren Gespür für
Eroberungen in repräsentativer Lage setzten sich die Nationalsozialisten
in dem noblen Viertel fest. Merkwürdigerweise blieb das
Revier auch in den schrecklichsten Bombennächten weitgehend
verschont. Nach der Kapitulation nahmen Engländer von den
Villen Besitz. Zum Ende der Besatzungszeit wurden sie geräumt;
einige wurden an ihre ehemaligen Besitzer oder deren Erben zurückgegeben,
andere verkauft.
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