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ging ihm so nahe, dass er ihre Geschichte aufschreiben musste.<br />

Der Band war kaum 130 Druckseiten lang. Sein Verlag brachte<br />

ihn nur heraus, weil der Autor mit wissenschaftlichen Publikationen<br />

in der Kreide stand. Vielleicht ließ sich ja das Minus auf<br />

diese Weise etwas ausgleichen. Großes Zutrauen hatte er nicht.<br />

McGraw Hill druckte das Buch, zahlte aber keinen Vorschuss und<br />

machte keine Werbung. In den deutschsprachigen Ländern biss<br />

niemand an. Der Zürcher Literaturagent Paul Fritz hatte kein<br />

Glück mit dem Stoff bei deutschsprachigen Verlegern, denn<br />

Ende der sechziger Jahre wehte ein stürmischer Zeitgeist. »Es war<br />

eine schwierige Zeit fürs Erzählen«, erinnert sich Knaus, »nur das<br />

Diskursive zählte. Der Roman war tot. Wie Gott bei Nietzsche.«<br />

Es gab allerdings im Hoffmann und Campe Verlag eine kleine,<br />

durchaus beliebte Reihe, in die das Werk hätte hineinpassen können.<br />

Siegfried Lenz’ »Lehmanns Erzählungen« und »Das Feuerschiff«<br />

waren schon dort erschienen. »Ich war unschlüssig, wollte<br />

sichergehen und hatte die ›Love Story‹ unserer erfahrenen Alt-<br />

Lektorin Harriet Wegener übers Wochenende zu lesen gegeben.<br />

Am Montag fand ich zehn Zeilen, an ihre Sekretärin diktiert. Bei<br />

vernünftigem Honorar könne man es machen. Auch Hildebrandt<br />

war nicht dagegen, und so kam es zum Vertrag zu mäßigen Bedingungen.<br />

Inzwischen war Erstaunliches passiert. Erich Segal stand<br />

plötzlich auf Platz vier der New-York-Times-Liste, ohne Anzeige,<br />

ohne Rezension, und dann wochenlang auf Platz eins! Die ›Love<br />

Story‹ ging um die Welt. Allein im Jahr seines Erscheinens wurde<br />

das literarisch eher angezweifelte Produkt weltweit über zwanzig<br />

Millionen Mal verkauft.« Ein Ausreißer auch für Hoffmann und<br />

Campe – von einer Reihe konnte da keine Rede mehr sein. Der<br />

Erfolg der »Love Story« blieb in den deutschen Verlagshäusern<br />

nicht ohne Wirkung. »Der totgesagte Roman war wieder erstanden,<br />

und alle seine Verächter in den Verlagen warfen das Steuer<br />

rum«, sagt Zeitzeuge Knaus mit nachsichtigem Lächeln. Erst als<br />

das Rührstück mit Ali McGraw und Ryan O’Neal in der Haupt-<br />

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