Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
is in die Morgenstunden dauern kann. Manche bleiben tage-,<br />
manche monatelang. »Autoren wurden ins Turmzimmer gesperrt.<br />
Wenn sie einen Termin überschritten hatten, kamen sie nicht wieder<br />
raus, ehe der Text fertig war. Allerdings wurden sie komfortabel<br />
bewirtet«, berichtet der Zeitzeuge und Vertraute des Verlegers<br />
Otto B. Roegele.<br />
Alice Ekert-Rotholz (»Reis aus Silberschalen«) ist ein häufi ger<br />
Gast, Rudolf Hagelstange (»Spielball der Götter«) fühlt sich in<br />
Hohenhaus wie zu Hause, verbringt dort sehr viel mehr Zeit als<br />
der Verleger, den er, wenn er aus Hamburg anreist, mit offenen<br />
Armen empfängt: »Guten Tag, lieber Herr <strong>Ganske</strong>! Ich begrüße<br />
Sie auf Ihren Ländereien!«<br />
»Jeder Autor wurde bei uns erst mal mit einem Glas Sekt empfangen«,<br />
erinnert Gerda <strong>Ganske</strong>. Die Hausmarke: Burgeff grün,<br />
ein Riesling-Sekt in Flaschengärung. Für die Freunde des Riesling<br />
lässt der Hausherr Carl von Schuberts Grünhäuser Abtsberg,<br />
Spätlese trocken, entkorken, später vertiefen sich die Gespräche<br />
in den besseren Lagen von Burgund und Bordelais.<br />
Im zweiten Stock des »Schlosses« von Hohenhaus gibt es acht<br />
Gästezimmer, und Gäste sind immer da; anspruchsvolle Autoren<br />
wie Hans Habe, der im weit schwingenden schwarzen Paletot mit<br />
rotem Futter erscheint und sich an Kaviar und Hummer nicht<br />
satt essen kann. Der Hamburger Verleger Axel Springer kommt<br />
zum gemeinsamen Waldspaziergang oder sein eloquenter Kollege<br />
Gerd Bucerius, der seine Gastgeber mit messerscharfen Bügelfalten<br />
in der Kamelhaarhose beeindruckt. Zu Gast sind Autoren<br />
wie Siegfried Lenz, für den es nichts Schöneres gibt, als einem<br />
selbst gefangenen Karpfen in die Augen zu sehen. »Wir liefen<br />
mit der Rute in der Hand zu einem Talgrund«, berichtet Thomas<br />
<strong>Ganske</strong>, damals vielleicht 20 Jahre alt, über seine ersten gemeinsamen<br />
Erfahrungen mit Siegfried Lenz, »und versuchten uns an<br />
verschiedenen Fischgewässern. Und dann geschah es: Den alten<br />
heimlichen Karpfen, der mir nie an die Angel gehen wollte, den<br />
196<br />
<strong>Ganske</strong>_<strong>Lauf9.indd</strong> 196 <strong>01.11.2005</strong> 15:04:29 <strong>Uhr</strong>