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Es sang eine Nacht …
Eine Nachti …
Ja, Nachtigall am Sachsenplatz
Heute Morgen. – Hast du in Berlin
Das je gehört? Sie sang, so schien
Es mir, für mich, für Ringelnatz.
Die Vögel verstummen. Die Nazis betreiben die Gleichschaltung
der Presse mit fahrplanmäßiger Präzision. Schon am 1. April 1933
war ein Trupp durch alle Stockwerke des Ullstein-Baus gezogen,
hatte die Türen aufgerissen und »Juden raus!« gegrölt. Der Terror
dauerte drei Stunden, nicht zuletzt, weil sich begeis terte Kollegen
den Randalierern anschlossen und mitgrölten. 1934 müssen
die jüdischen Verleger ihre jüdischen Mitarbeiter entlassen, im
März wirft Kurt Safranski, der Leiter der Zeitschriftenabteilung,
das Handtuch. Schließlich verkaufen die Ullsteins ihr Imperium
für ein Zehntel des Wertes an eine anonyme NS-Treuhandgesellschaft.
Die Brüder Ullstein und ihre Familien emigrieren. Bei der
Ausreise müssen sie fast ihr gesamtes Vermögen abgeben.
Verlage werden gleichgeschaltet oder in den Ruin getrieben,
Redaktionen ausgewechselt und auf Kurs gebracht. In täglichen
Pressekonferenzen und speziellen Zeitschriftenkonferenzen
werden Journalisten »gebrieft«. Kontrollierte Nachrichtendienste
diktieren den Redaktionen die unmissverständlichen Sprachregelungen.
Ein streng vertraulicher »Zeitschriften-Dienst«, den
nur der Hauptschriftleiter (Chefredakteur) eines Blattes oder ein
von ihm ausgewählter Schreiber lesen darf, schreibt vor, was in
den Blättern zu stehen hat.
Der Lesezirkel Daheim ist den Nazis nicht im Wege; im Gegenteil,
er nützt ihnen als Transportweg ihrer Ideologie in die Haushalte.
Die Mappen enthalten die alten Titel, die Blätter heißen immer
noch Berliner Illustrirte Zeitung, Die Koralle und Die Dame, Der Bazar
oder Das Blatt der Hausfrau, aber die sind nun gleichgeschaltet.
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