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nennen, erhebt sich von seinem Schreibtisch – schlank, federnd,<br />

weiße Haare und weiße Augenbrauen im gebräunten Gesicht mit<br />

ungewöhnlich blauen Augen. Ein vertrautes Gesicht. Das Bild,<br />

das Andy Warhol von Erich Marx gemacht hat, ist berühmt, die<br />

Kunstsammlung mit Werken von Cy Twombly, Robert Rauschenberg<br />

und Roy Lichtenstein, Anselm Kiefer und Joseph Beuys ist es<br />

auch. Marx verwandelte den Hamburger Bahnhof in Berlin zum<br />

repräsentativen Schauplatz seiner Schätze, lehnt es aber ab, auf<br />

seinen Kunstverstand angesprochen zu werden. »Verstand ist das<br />

Letzte, was einem hilft. Intuition! Das ist es, was man braucht!«<br />

Dr. Erich Marx, Jahrgang 1921, Sohn eines Lagerarbeiters und<br />

studierter Jurist, war Flieger im Krieg und sammelte als junger<br />

Justitiar bei Burda seine ersten zivilen Berufserfahrungen. Der<br />

Verleger Franz Burda (1903–1986) war in seiner Heimat Offenburg<br />

relativ spät gestartet, aber die Bunte Illustrierte – 1948 unter<br />

dem Titel Das Ufer gegründet – entwickelte sich gut. Seine Frau<br />

Aenne war mit ihrem Schnittmusterheft Burda Moden überaus<br />

erfolgreich. Als Justitiar saß Erich Marx im Zentrum, im Allerheiligsten<br />

der Burda-Welt, manchmal auch im Auge eines Hurrikans.<br />

Nach fast zwei Jahren kam es zum Bruch. Franz Burda, der<br />

Patriarch, hatte eine Schweinerei in seiner Bunten entdeckt, eine<br />

Reportage über ein Pärchen, das den Nil hinaufgepaddelt war.<br />

»Ein Foto, ich sehe es noch vor mir: Es war nicht größer als eine<br />

Briefmarke und zeigte eine Frau auf einem Boot. Sie hätte nackt<br />

sein können, man sah es aber nicht deutlich, nur ein dunkles<br />

Dreieck. Burda redete sich in Rage; so eine Schweinerei wolle er<br />

nicht mitmachen und den Chefredakteur entlassen. Ich argumentierte,<br />

versuchte, meinen Kollegen zu retten. Das machte ihn nur<br />

noch wütender: ›Sie gehen gleich mit!‹ Ich stand auf der Straße.«<br />

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet dieser Verlag einmal den<br />

Playboy herausgeben würde?<br />

Es war Konrad Becker, Verlagsleiter von Film und Frau, der dem<br />

Juristen anbot, als sein Stellvertreter oder als Assistent des Ver-<br />

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