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DIE DREISSIGER JAHRE
Berlin, Sachsenplatz 12 – Die Machtergreifung –
Ein Kaufmann wird Gutsherr – Jagdszenen aus
Niedersachsen – Die Hochzeit – Der Leierkastenmann
Berlin im dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. 5,4 Millionen
Einwohner, Reichshauptstadt, drittgrößte Metropole der Welt,
rastlose Großveranstaltung für Kultur und Nachtleben, Startbahn
für Talente, Spielplatz für Genies, Hinterhof für Spießbürger. Was
für eine Stadt! Unkonventionell, unsentimental, unverwüstlich,
eine urbane Übergröße, schäbig und prachtvoll, piefi g und grandios,
provinziell und weltoffen, bieder und frivol, selbstironisch
und selbstverliebt, die geistige Mitte zwischen saurer Gurke und
Größenwahn, eine Weltstadt, die sich jede Nacht neu erfi ndet.
Vorhang auf!
Der zwölfjährige Yehudi Menuhin spielt in der Philharmonie,
Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter dirigieren, Duke
Ellington kommt mit den »Chocolate Kiddies«, Josephine Baker
mit ihrer »Charleston-Jazzband«. Die Metropole – eine Großstadt
als Tanzpalast mit langen Nächten. Die Stars heißen Barnabas
von Géczy, einst Konzertmeister der Budapester Oper, nun leitet
er das Tanzorchester des Hotels Esplanade, oder Teddy Stauffer,
Schweizer Geiger und Saxophonist, der 1929 seine erste Band
gründet, die »Original Teddies«, beste Swingband des europäischen
Kontinents. Die »Comedian Harmonists« singen »Wochenend
und Sonnenschein«, Marlene Dietrich ist »von Kopf bis Fuß
auf Liebe eingestellt«, und Richard Tauber singt »Adieu, mein
kleiner Gardeoffi zier«. Top-Hits von 1930.
Kurt Ganske liebt den Swing und genießt das Leben. Berlin
wird seine Stadt. Er kauft die »Buchhandlung Unter den Linden«
an der Kurfürstenstraße, ein Geschäft mit gutem Ruf und großem
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