Ganske_Lauf9.indd 1 01.11.2005 14:54:40 Uhr - Ganske ...

Zum Hochzeitsessen auf Gut Hohenhaus gibt es eine doppelte
Kraftbrühe mit Eierstich und danach eine Rede. Forelle blau wird
serviert, Hähnchen mit frischem Gemüse und Rehrücken, garniert
nach Waidmanns Art mit Cumberlandtunke und Preiselbeeren,
danach eine Sahne-Eisbombe, Käse und Mokka. Ein Gedicht, vom
Brautvater persönlich verfasst, ziert die Speisekarte:
Drum ist bescheiden der Genuss,
Den Rehbock bracht’ ein guter Schuss,
Das Fischchen stammt aus uns’rem See,
Das Hähnchen rief im Hof herrjeh …
Das Paar zieht nach Hannover, Kirchdorfer Straße 23, in ein Einfamilienhaus
am Wald; groß genug für eine Familie mit Kindern.
Sie richten sich häuslich ein. Ein schwerer Tisch bekommt einen
Ehrenplatz. Die Platte besteht aus 36 Kacheln mit den Wappen
deutscher Städte. Ein Hochzeitsgeschenk der 36 Filialen des Lesezirkel
Daheim.
»Daheim« ist überall. Das Unternehmen beschäftigt inzwischen
über 1300 Mitarbeiter und beliefert 180 000 Abonnenten. Eine
Flotte von vielen hundert Volkswagen ist bestellt und bezahlt. Die
fabelhaften KdF-Wagen (»Kraft durch Freude«) werden zwar nicht
ausgeliefert, aber Kurt Ganske hat dafür nach dem Krieg bei Volkswagen
noch jahrelang einen guten Preisnachlass bekommen. In
seinem Arbeitszimmer in der Zentrale an der Seelhorststraße in
Hannover hat er das Deutsche Reich vor Augen, dort leuchten 36
Städte auf einer gläsernen Landkarte. »Er stand oft davor. Und er
wusste immer, wann und wo eine Straße beliefert wurde«, erzählt
Gerda Ganske. War die Tür zu dem Zimmer verschlossen? Oder
ging es zu wie im Taubenschlag? Der junge Unternehmer ist mittendrin,
zeigt noch nicht die Distanz des späteren Konzernherren.
Es gibt in seiner Firma eine verschworene Gemeinschaft: der
Jahrgang 1905. Ein guter Jahrgang, fi ndet Kurt Ganske. Er hat so
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