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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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tun? Heute muß man, da die Lösung und Versöhnung auf dem politischen Terrain<br />

unmöglich ist, sich gegenseitig dulden, indem man jedem Land das unbestreitbare<br />

Recht läßt, den politischen Tendenzen zu folgen, die ihm besser gefallen oder ihm<br />

seiner eigenen Lage besser angemessen erscheinen. Man muß also unter Verwerfung<br />

aller politischen Fragen aus dem obligatorischen Programm der <strong>Internationale</strong> die<br />

Einheit dieser großen Assoziation einzig und allein auf dem Terrain der ökonomsichen<br />

Solidarität suchen" .... „Mögen sich also die deutschen, amerikanischen<br />

und englischen Arbeiter bemühen, die politische Macht zu erobern, da ihnen dies<br />

gefällt. Aber mögen sie den Arbeitern der andern Ländern erlauben, mit derselben<br />

Energie an die Zerstörung aller politischen Gewalten heranzugehen. Freiheit für<br />

alle und gegenseitige Achtung dieser Freiheit . . , sind die Grundbedingungen der<br />

internationalen Solidarität."<br />

<strong>Die</strong>se Ideen, die noch lange von den antiautoritäten Internationalisten offen<br />

vertreten wurden, begegneten tauben Ohren. <strong>Die</strong> sich überall bildenden sozialdemokratischen<br />

politischen und gewerkschaftlichen Organisationen waren kaum<br />

noch dem Namen nach international, wurden ausschließlich Vertreter, genauer<br />

Leiter und ßevormunder, der nationalen Arbeit jedes Landes, deren unmittelbares<br />

Interesse mit der Macht der Bourgeoisie und des Staates verbunden ist. Dadurch<br />

wurden sie unaufhaltsam in den Bannkreis der staatlichen Ausdehnungspolitik, des<br />

Imperialismus und des Nationalismus gezogen und kämpften auf Seiten der Bourgeoisie<br />

ihres Landes, für dieselbe also, im Weltkrieg. Der internationale Gedanke<br />

war eben zum Schatten herabgesunken. Bakunins Worte bewahrheiteten sich:<br />

„Wer Staat sagt, sagt also notwendigerweise mehrere Staaten — Unterdrücker und<br />

Ausbeuter im Innern, Eroberer oder wenigstens gegeneinander feindlich nach außen<br />

hin, — sagt Verneinung der „Menschheit" ....<br />

Nach meiner unmaßgeblichen Ansicht hat auch der in den Neunzigern sich<br />

so lebensfrisch wieder erhebende revolutionäre Syndikalismus dieser Frage des<br />

wirklichen Internationalismus nicht die richtige Aufmerksamkeit geschenkt; er<br />

nahm die vorhandenen Gegensätze als unvermeidliche Tatsachen hin und diese<br />

Gegensätze waren bereits die beiderseitigen Positionen im kommenden Weltkrieg,<br />

der — möchte ich sagen — schon durch die Spaltung der <strong>Internationale</strong> durch den<br />

Haager Kongreß, 1872, angebahnt und ermöglicht wurde. Denn hätten sich von<br />

damals an, wie bis 1869 wenigstens, die vorgeschrittenen und organisierten Arbeiter<br />

ernstlich um Ausdehnung und Vertiefung des wirklichen Internationalismus bekümmert,<br />

hätte die Bourgeoisie nicht immer freieres Spiel gehabt, bis sie leichten<br />

Herzens den Krieg wagte.<br />

Darin liegt nach meiner Ueberzeugung eine furchtbare Lehre, die aber so wenig<br />

beherzigt wird, daß wir nach dem Krieg bereits eine Dreiteilung statt einer einfachen<br />

Spaltung der Arbeitermassen haben: Reformisten, Kommunisten und freiheitliche<br />

Richtungen. Wenn der sich daraus ergebenden steigenden Ohnmacht der<br />

Arbeiter den Zielen ihrer Ausbeuter gegenüber entgegengewirkt werden soll, kann<br />

dies vor allem durch Verständnis, Ausbildung und Vertiefung des wirklichen Internationalismus<br />

geschehen: derselbe muß in höherem Grade auf die Massen eines<br />

jeden Landes anziehend wirken, als der heute und seit lange mit den tausendfachsten<br />

Mitteln genährte Nationalismus. Nur wenn diese größere Anziehungskraft<br />

wirkt, nur dann wird dem immer steigenden Unheil Einhalt getan werden.<br />

Von den drei Arbeitersinternationalen wird diejenige siegen, die imstande ist,<br />

den wirklichen Internationalismus neu zu beleben, so daß der nationalistische Trug<br />

neben ihm verblaßt. Eine Schwere Aufgabe, zu der es noch so ziemlich an allem<br />

fehlt; aber ohne sie zu lösen, ist an eine machtvolle, selbständige, freiheitbringende<br />

Aktion der Arbeiterklasse auch nicht zu denken.<br />

Möge die I.A.A. diesen Weg entschlossen betreten und all ihre übrigen Ziele<br />

werden sich der Verwirklichung nähern, wie sie es verdienen!<br />

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