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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Nationalismus und Internationalismus.<br />

würdig zu leben. So unendlich berechtigt der letztere Wunsch ist und<br />

so sehr seine relative Befriedigung dazu beiträgt und dazu notwendig<br />

ist, die Arbeiter kampffähig und kampffreudig zu machen und zu erhalten,<br />

so ist doch damit unauflöslich verbunden, daß die Interesser<br />

der Arbeiter mit den Interessen der Borgeoisie, des Staates, der Nation<br />

zusammenfallen, der sie gerade angehören, wodurch also die Arbeiter:<br />

bewegungen nach der einen Seite hin fest im Staat wurzeln und sich<br />

mit dem Wohlergehen des Staates und dem der nationalen Bourgeoisie<br />

verwachsen fühlen. Hieran ändert der politische Kampf, der Klassenkampf<br />

und der Idealismus einzelner gar nichts; der Sozialpatriotismus<br />

ist darin fest begründet, daß nach der allgemeinen Auffassung ein siegreiches<br />

Land auch bessere Arbeitsbedingungen bietet, weil es den Besiegten<br />

nicht nur seinen politischen, sondern auch seinen ökonomischer<br />

Willen aufzwingen kann und dies natürlich nie zu tun unterläßt.<br />

Was bleibt hier noch von Internationalismus übrig? Nicht der<br />

leiseste Rest außer dem irreführenden Namen, den sich mit gleichem<br />

Recht eine internationale Schuhfabrik zulegt, weil sie in mehrerer<br />

Ländern Niederlagen hat, und internationale Arbeiterorganisationen<br />

weil sie sich aus lokalen nationalen Patrioten verschiedener Länder<br />

zusammensetzen. Der den Staat, also viele Staaten anerkennnde<br />

autoritäre Sozialismus führt, wie Bakunin einmal schrieb (1872)<br />

„direkt zur Errichtung neuer großer Nationalstaaten, die, getrennt und<br />

notwendigerweise rivalisierend und einander feindlich sind, zur Negation<br />

der Internationalst der Menschheit" ... Es gibt da absolut keinen<br />

Ausweg; denn auch innerhalb einer Föderation der jetzt bestehenden<br />

Staaten würde die Kräfteungleichheit die alten Hegemonien nur fortsetzen.<br />

Nur das vollständige Zertrümmern der alten Staatsapparate<br />

und die gleichzeitige Beseitigung der sich auf die zufällige lokale Lage<br />

von Naturschätzen, Rohstoffen usw. stützenden ökonomischen Monopole<br />

und Privilegien kann den Zustand des einfachsten friedlichen<br />

Nebeneinanderlebens der Menschen anbahnen, der allein Internationalismus<br />

genannt werden kann. Wer aber will dies außer den Anarchisten,<br />

d. h. auch nur solchen Anarchisten, die hierüber nachgedacht<br />

haben und sich vom Bann der lokalen Unabhängigkeitsfiktionen, die<br />

immer zum Staatstum zurückführen, befreit haben?<br />

Daher sind staatlicher Sozialismus, Nationalismus und Krieg so<br />

eng verbunden und sich gegenseitig bedingend, wie anarchistischer Sozialismus,<br />

Internationalismus und Friede. <strong>Die</strong>se Tatsache unbeachtet<br />

zu lassen, bedeutet nicht, sie zu beseitigen, sondern nur ein hoffnungsloses<br />

Herumirren und Sichabquälen mit dem Unmöglichen.<br />

Ebensowenig kann, meiner Ansicht nach, der Syndikalismus dieser<br />

Wahl entgehen; betrachtet er sich lokal gebunden, die Interessen einer<br />

territorialen Arbeiterbevölkerung vertretend, dann haftet er am Staat<br />

und verewigt den Krieg. Nur wenn er auf viele, derart über Schwächere<br />

im Ausland leicht zu erringende Siege verzichtend, wirklich den Genossen<br />

der schwächeren Länder Opfer bringt, um hierdurch bewußt die<br />

Staatsgrenzen niederzubrechen und die freie menschliche Solidarität<br />

der Stärkeren und Schwächeren den gemeinsamen Feinden, Kapital<br />

und Staat, gegenüber herzustellen, — nur dann wird er den ersten Bau-<br />

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