Die Internationale I.A.A. V 0.2

EIN BLICK IN DEN REVOLUTIONAREN SYNDIKALISMUS FRANKREICHS 19
ohne sich darum zu bekümmern, „was man sagt". Verrichten wir unser
Werk, tut das eurige, Genossen der neuen Landesorganisation: Eure
Landesorganisation wird die I.A.A. stärken, und die I.A.A. wird durch
die Solidarität der Syndikalisten der ganzen Welt das Werk der revolutionären
Landesorganisation in Frankreich verstärken.
Ein Wort noch über die gewerkschaftliche Einheit in Frankreich.
Man hat während der Konferenz der Minorität viel davon gesprochen.
Man beginnt aber bereits einzusehen, daß es Augenblicke gibt, da die
Einheit zu einer Gefahr wird. Den Mund voll zu nehmen von dieser
Einheit, bedeutet noch lange nicht, die Einheit wirklich zu wünschen. Es
wäre daher besser, jetzt, da man beschlossen hat, sich unabhängig von
beiden bestehenden Landesorganisationen zu organisieren, nicht mehr
von dieser fiktiven und unseligen Einheit zu sprechen und an das
Werk der Organisation und Zusammenfassung der syndikalistischen
Kräfte zu schreiten. Die Einheit darf nicht ein Fetisch werden, dem
man sich um jeden Preis unterwerfen muß. Die Minorität selbst läßt
sich nicht mehr anführen, und in dem ersten Manifeste der neuen
Landesorganisation, die sich den Namen „Föderative Union selbständiger
Gewerkschaften Frankreichs" gegeben hat, spricht man
nicht mehr von der Einheit. Die Ziele dieser Union sind nicht —
wie man es auf der Konferenz der Minorität hat glauben machen
wollen — darin gelegen, sich abzusondern, um die Einheit besser erreichen
zu können, sondern weit wichtigere Dinge. Ihr Ziel-) ist:
„In einem einzigen Bunde alle gewerkschaftlichen Kräfte zu vereinen,
die im Lande zerstreut sind, ihre Aktionen zusammenzufassen und
sie dem Ziele des Syndikalismus entgegenzuführen: die Vernichtung
des Kapitalismus und der Lohnherrschaft."
Wir hoffen, daß unsere Kameraden der Föderativen Union die
Bedeutung dieser Erklärung selbst begreifen, und sich daran erinnern,
daß die I.A.A. ebenfalls zu dem Zwecke ins Leben gerufen wurde, um
die syndikalistischen Kräfte der ganzen Welt in einem Bunde zu vereinen,
damit sie mit größerem Erfolge und mit größerer Einheitlichkeit
dem revolutionärsföderalistischen Syndikalismus die Wege ebnen und
das Ziel verwirklichen kann: die Zerstörung des Kapitalismus und der
Lohnherrschaft. Hierzu müssen wir aber noch hinzufügen: die Zerstörung
des Staates, da der Staat aufs engste und unweigerlich verbunden
ist mit der Unternehmerherrschaft und der Lohnknechtschaft.
-) Siehe „Le Libertaire" vom 5. November 1924.