27.06.2013 Aufrufe

Die Internationale I.A.A. V 0.2

Die Internationale I.A.A. V 0.2

Die Internationale I.A.A. V 0.2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schaft, in der sich Anarchisten und Kommunisten vereinigt befinden, kein wirklicher<br />

Bruch zwischen ihr und der Gewerkschaftsbewegung vollzogen. <strong>Die</strong> kommunistischen<br />

Bemühungen in dieser Richtung sind in Oesterreich völlig vergeblich,<br />

da die Masse der sozialdemokratischen Arbeiter sehr wohl durchschaut, daß der<br />

Unterschied zwischen ihrer eigenen Partei und der der „Kommunisten" nur ein<br />

Rivalitätskampf der Führer ist. Was aber die Sozialdemokratie bis in ihre Fundamente<br />

erschüttert, ist ihre „proletarische Macht", die sie besonders in Wien, im<br />

Gemeinderat, besitzt.<br />

Wie wir Anarcho - Syndikalisten es stets betont haben, bedeutet die Praxis<br />

der „Eroberung der politischen Macht" nichts weiter als die Fortführung<br />

und Wahrnehmung der kapitalistisch - staatlichen Interessen durch die zur<br />

polirischen Macht gelangenden Parteiführer. In dieser Beziehung ist die Sozialdemokratie<br />

als Vertreterin des Unternehmerinteresses im Gemeinderat Wiens und<br />

den diversen Kommunalbetrieben mit den in diesen beschäftigten Arbeiterkategorien<br />

schon des öfteren in die grimmigsten Konflikte geraten. Da die meisten<br />

Gewerkschaftsführer der Zentralverbände zugleich Politiker — Nationalräte, Gemeinderäte,<br />

Stadträte,— sind, vertreten sie als solche das Interesse des bürgerlichen<br />

Staates und der Kapitalisten, was naturgemäß den wirtschaftlichen Klasseninteressen<br />

des Proletariats zuwiderläuft. Da diese Führer als Gewerkschaftler nun<br />

beflissen sind, die Mitglieder derselben in ihren Kampfforderungen möglichst niederzuhalten,<br />

kommt es häufig zu Reibungen. Eine solche hat auch zu einem um<br />

überbrückbaren Bruch in der sozialdemokratischen Straßenbahnerorganisation<br />

Wiens geführt, in der sich eine ziemlich starke Minorität (die sogenannte Babinecgruppe;<br />

Babinec war langjährig organisierter Sozialdemokrat) loslöste und eine<br />

selbständige Organisation — bezeichnenderweise nannte sie sie: eine unpolitische —<br />

gründete.<br />

Der Kampf, den der Zentralverband gegen diese selbständige Organisation<br />

führte, ist ein jedweder Solidarität hohnsprechender. Afs im Sommer 1923 diese<br />

selbständige Organisation zur Erzielung höherer Löhne bei der sozialdemokratischen<br />

Gemeinde Wiens, als ihrer Unternehmerin, die passive Resistenz gegen<br />

diese eröffnete, weil sie mit ihr nicht verhandeln wollte, wurde diese rein wirtschaftliche<br />

Aktion der frondierenden Straßenbahner durch Gewalt, Streikbruch<br />

und dessen Androhung aufs brutalste — wiewohl „demokratisch" verkleidet —<br />

niedergeschlagen, seitens derselben Politiker, gegen die der Kampf sich eigentlich<br />

kehrte! Immerhin sind solche Symptome leuchtende Anzeichen dafür, daß die<br />

Sozialdemokratie gerade im Vollbesitze ihrer Macht naturnotwendig eine als<br />

Arbeiterbewegung sich abwirtschaftende Sache ist. —<br />

Außer dem Bund herrschaftsloser Sozialisten besteht in Oesterreich noch<br />

der von diesem ins Leben gerufene Bund der Kriegsdienstgegner, der eine<br />

ausgesprochen antimilitaristische Propaganda im Sinne des radikalsten Pazifismus<br />

betreibt. Der Bund der Kriegsdienstgegner beruft auch alljährlich die Niewieder-Krieg-Volkskundgebung<br />

am 29. Juli ein. Um ein Bild seines Einflusses zu<br />

bieten, genügt es, darauf hinzuweisen, daß an der durch den Bund der Kriegsdienstgegner<br />

zusammen mit dem Bunde herrschaftsloser Sozialisten initiierten, antikriegerischcn<br />

Demonstration des Jahres 1923 die folgenden Vereinigungen sich beteiligten:<br />

Monistenbund, Tolstoibund, Frauenklub, Gesellschaft für Friedenserziehung, Freidenker,<br />

Verein ehemaliger Kriegsteilnehmer (Gäste), Landesverband Wien der<br />

Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen, „Allgemeine Nährpflicht", Innenkolonisationsverein<br />

„Zurück zur Scholle", Arbeiterinnengruppe der Frauenliga für Frieden<br />

und Freiheit.<br />

Aus obigem geht hervor, daß die Grundlage der gesamten antimarxistischen<br />

und selbständig vorgehenden Bewegungen des österreichischen Proletariats im<br />

Bunde herrschaftsloser Sozialisten beruht, dessen Zusammensetzung eine überwie-<br />

42 (421

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!