Die Internationale I.A.A. V 0.2
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tiert auch die feste Ueberzeugung,<br />
daß die eine oder die andere sich kaum<br />
ihrer Gegner erwehren, geschweige gedeihen<br />
könnte.<br />
<strong>Die</strong> F.O.R.A. als Gegnerin der Sozialdemokratie<br />
und der bürgerlichen Parteien.<br />
Ursprünglich war die F.O.R.A. immer<br />
eine syndikalistische Organisation, mit<br />
ausgesprochener anarchistischer Tendenz,<br />
wie die Juraföderation, wie die spanische<br />
Föderation der <strong>Internationale</strong> usw. Und<br />
es ist sehr charakteristisch, daß in Argentinien<br />
niemals die anarchistische Idee<br />
ohne syndikalistische Tendenz hat aufkommen<br />
können, wie wir heute Vergleichsweise<br />
in Italien, in Frankreich, in den<br />
skandinavischen und germanischen Ländern<br />
beobachten, wo ausgesprochen anarchistische<br />
Organisationen bestehen, die<br />
sich nach unserm Dafürhalten mangels<br />
dieser Geschlossenheit vielfach ihre Wirksamkeit<br />
in der Gesamtarbeiterbewegung<br />
beeinträchtigt haben. <strong>Die</strong> F.O.R.A. entwickelte<br />
sich gesund bis zu rein anarchistischer<br />
Weltanschauung, weil ihre Mitglieder<br />
teils gefestigte Anarchisten, teils<br />
mit dem Anarchismus sympathisierende<br />
Arbeiter waren. Dadurch erklärt sich die<br />
Tatsache, daß seit wenigen Jahren die<br />
ganze anarchistische Bewegung, dargestellt<br />
durch die Syndikate, die Gruppen, die<br />
Presse usw., ein harmonisches, ineinandergreifendes<br />
Ganzes bilden und ein<br />
brüderliches Milieu darstellen, ohne<br />
sichtbare Linien der Trennung. <strong>Die</strong><br />
F.O.R.A. betrachtet die ganze, durch freiheitliche<br />
Ideen genährte Bewegung wie<br />
ihre eigene Ausstrahlung. <strong>Die</strong> Grenzen<br />
zwischen den Syndikaten, den Gruppen<br />
und den Einzelmitgliedern, die alle den<br />
Anarchismus als Endziel betrachten, sind<br />
kaum erkennbar. Hier mögen einige Beispiele<br />
der proletarischen Geistesverfassung<br />
in Argentinien folgen:<br />
Zwischen der antiautoritären Bewegung<br />
einerseits und der Sozialdemokratie und<br />
den bürgerlichen Parteien anderseits bestand<br />
eine natürliche Trennungslinie. <strong>Die</strong><br />
unfruchtbare Polemik innerhalb der Opposition<br />
gegen die autoritären Tendenzen<br />
veranlaßte uns, den unwesentlichen Trennungspunkten<br />
zwischen den einzelnen Anarchisten<br />
nachzuforschen. Wir können<br />
versichern, daß jetzt Argentinien einer<br />
der ersten Sieger ist unter jenen Ländern,<br />
wo die marxistische Irrlehre im Kampfe<br />
gegen den Anarchismus die größten Niederlagen<br />
erlitten hat. Als ums Jahr 1900<br />
die Sozialdemokraten versuchten, Eingang<br />
in die Massen der Arbeiter zu gewinnen.<br />
ARGENTINIEN 97<br />
trat gegen diese Versuche ein Gegner<br />
hervor von der Wucht eines Pietro Gori.<br />
In den öffentlichen Versammlungen, in<br />
den Theatern und in der Presse erlitten<br />
die Sozialdemokraten Niederlagen, von<br />
denen sie sich nicht wieder erholten. Als<br />
später unter der Vormundschaft der Sozialdemokratie<br />
die Theorie des Sydikalismus<br />
in dem Geiste auftrat, wie er in<br />
Frankreich nach der Deklaration von<br />
Amiens erschien, befleißigte sich die<br />
F.O.R.A. natürlich einer reinigenden Opposition<br />
dieser neuen Richtung gegenüber,<br />
die dann auch im Lande keinen Fuß fassen<br />
konnte. So verfolgen wir geschiehtlich-sachlich<br />
die freiheitliche Entwicklung<br />
in Argentinien nach der Richtung der<br />
I. <strong>Internationale</strong> ganz antiautoritär.<br />
Abgesehen von dieser Bewegung, die<br />
ausgesprochen ihre geistige Nahrung aus<br />
den geraden Richtlinien der „Protesta"<br />
bezog, entstanden spontan jene individualistischen<br />
Grüppchen, die jedwede Organisationspflicht<br />
ablehnten, eine Erscheinung,<br />
wie sie in allen Ländern bekannt ist, und<br />
bei denen von irgendwelchem Einfluß auf<br />
die Massen schon gar nicht die Rede sein<br />
kann.<br />
Das Spiel des Strebertums.<br />
Wie jede mächtig aufflammende Bewegung,<br />
hatte auch die unsrige periodisch<br />
starken Zulauf von jenen Elementen,<br />
denen es heiliger Ernst damit ist, ihr<br />
eigenes persönliches Süpplein an dem Begeisterungsfeuer<br />
innerhalb der Organisation<br />
zu kochen. Es konnte deshalb auch<br />
nicht ausbleiben, daß sich derartige Spekulanten<br />
in unserer Organisation einfanden,<br />
ein gewisses Maß von Vertrauen zu<br />
erschleichen wußten und dann die gewonnene<br />
Popularität als Sprungbrett benutzten<br />
um an staatlichen oder bürgerlich-parteipolitischen<br />
Stellen gutbezahlte<br />
Pfründen zu erwischen.<br />
So finden wir auch in der bürgerlichen<br />
Presse Argentiniens eine Reihe unzulänglicher<br />
Köpfe, die im Laufe der Jahre als<br />
Redakteure und Mitarbeiter der „Protesta"<br />
tätig waren und im Bordell kapitalistischer<br />
Journalistik versanken, als das<br />
bißchen revolutionäre Strohfeuer der<br />
Jugend verflackert war.<br />
Auch in den reformistischen Gewerkschaften<br />
dieses Landes fand mancher<br />
dieser Kastranten den ersehnten gedeckten<br />
Tisch, so der Ex-Anarchist F. Garcia in<br />
der Organisation der Matrosen, so der Ex-<br />
Anarchist Mansilla in der Organisation<br />
der Eisenbahner, beides Organisation-