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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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ihr ursprüngliches Recht zurückforderten. Durch die direkte Aktion der Bauern<br />

kam ein Ausgleich zustande, der die Besitznahme des Grund und Bodens mit Hilfe<br />

der Landwirtschaftsschule, die die Bauern vertrauensvoll gewählt hatten, gewährleistete.<br />

<strong>Die</strong> Gerichte und der Staat unterließen Interventionen, um die Rechtmäßigkeit<br />

der früheren Besitzer anzuerkennen. Das Jahrzehnt von 1891 bis 1901<br />

ist reich an Episoden, wo die Feldarbeiter zur direkten Aktion griffen.<br />

In den weiten Ebenen von Padua, wo der revolutionäre Syndikalismus zuerst<br />

Wurzel gefaßt hatte, entflammten bald hier bald dort Streiks der hungernden<br />

Arbeiter der Salzbergwerke, welche erhöhtes Recht zum Leben forderten, das ihnen<br />

bis jetzt verweigert worden war. <strong>Die</strong>se Streiks, unter Beteiligung von zehn,<br />

hundert oder auch tausend Arbeitern hatten alle revolutionären Charakter mit den<br />

gewaltsamsten Mitteln. <strong>Die</strong> Agrarier, diese reaktionärsten unter den Kapitalisten,<br />

kämpften aber auch nicht gegen die Arbeiter mit milden Mitteln. Sie setzten die<br />

bewaffnete Macht des Staates ein, so daß jeder Streik eine Reihe der schwersten<br />

Konflikte zur Folge hatte. Und nicht selten raste Kavallerie über die Körper der<br />

Arbeiter, der Frauen, der Kinder, die die Straßen bevölkerten und sich beim<br />

Herannahen der Kavallerie bäuchlings aufs Pflaster warfen. Das brüderliche<br />

Empfinden der Soldaten — sie waren ja Fleisch vom Fleische des Proletariats und<br />

Blut von demselben Blute — verhinderte oft das fürchterliche Blutbad, das die<br />

zynischen Agrarier sicher vorgezogen hätten, um nur ja nicht den gerechten Forder<br />

rungen der Landarbeiter nachgeben zu müssen.<br />

<strong>Die</strong> Kämpfe zwischen Kapital und Arbeit waren in Italien fast durchweg auf<br />

den Klassenkampf eingestellt. <strong>Die</strong> Arbeiter wollten eben nicht nur momentane<br />

wirtschaftliche Besserung ihrer Lage erwirken — nein, in der Hauptsache atmeten<br />

die Streiks den Geist der Solidarität für die ganze Arbeiterschaft, für alle Landarbeiter<br />

und Industriearbeiter. Und diese Streiks hatten einen großen moralischen<br />

Erfolg wegen ihres durch und durch revolutionären Charakters. <strong>Die</strong> Streiks in<br />

Argenta, Terni, Piombino, in der Provinz Ferrara und Parma. Carrara und Puglien<br />

kämpfen alle für die Eroberung des Brotes, für die Herabsetzung der Arbeitszeit,<br />

für die Abschaffung der Jahrhunderte alten Privilegien der Arbeitgeber, für die Einführung<br />

neuer proletarischer Rechte. All diese Kämpfe sind mit hundert und aber<br />

hundert bald aufregenden, bald tragischen Episoden, verbunden und leben in der Geschichte<br />

fort. Das Unterbringen von Kindern, von tausenden von Kindern der Streikenden<br />

wurde systematisch durchgeführt. Sie wurden in andere Städte, und oft in entfernte<br />

Provinzen geschickt, wo sie von den proletarischen Familien festlich empfangen,<br />

gekleidet und ernährt wurden, bis die Eltern siegreich aus dem Kampfe mit<br />

dem Unternehmertum hervorgingen und ihre Kinder wieder zurücknehmen konnten.<br />

Tausende von beherzten Männern stellten sich längs der Eisenbahnstrecke auf mit<br />

dem tollkühnen Unterfangen, die Gleise zu sprengen, um die Eisenbahnzüge, die<br />

die Judasse des Proletariats mit sich führten, aufzuhalten. Eine kommunistische<br />

Garküche ermöglichte den Widerstand von Tausenden streikenden Familien. <strong>Die</strong><br />

Barrikaden, welche die Sreikenden gegen die bewaffnete Staatsmacht erbaut hatten,<br />

wurden mit heroischer Hartnäckigkeit verteidigt.<br />

So sahen die Kämpfe in Ialien aus zwischen Arbeit und Kapital in den<br />

Jahren 1901 bis 1910. Sie wurden jäh unterbrochen beim Ausbruch des unseligen<br />

europäischen Krieges.<br />

Jene Kämpfe in Italien waren mehr als Klassenkämpfe, es war ein Klassenkrieg.<br />

Nicht nur ein blutiges kleines Scharmützel, sondern ein Kampf, der alle Zeichen der<br />

Empörung und des permanenten Generalstreiks im ganzen Lande in sich trug.<br />

Der letzte Generalstreik vor dem Kriege war der im Juli 1914, der den Namen<br />

der „roten Woche" erhielt. Am Sonntag, den 7. Juli, veranstalteten die Arbeiter<br />

große Protestversammlungen in ganz Italien gegen die Schandtaten des Militaris-<br />

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