Die Internationale I.A.A. V 0.2
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keine Lohnherabsetzung, hebt sich scharf<br />
ab gegen ihr Auftreten, wo es sich um<br />
Arbeiter handelt im <strong>Die</strong>nst von Gemeinden,<br />
wo die Sozialdemokraten mit die<br />
Verantwortung für die Verwaltung tragen.<br />
Hier zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie<br />
notwendig es ist, daß die Gewerkschaft<br />
selbständig auftritt, frei von politisch-<br />
parlamentarischen Parteien. Was ist der<br />
Fall?<br />
Der Magistrat der Gemeinde Amsterdam<br />
besteht aus dem Bürgermeister und<br />
sechs Stadträten, von denen drei zur Sozialdemokratie<br />
gehÖren, und so wie die<br />
Regierung diejenigen behandelt, die im<br />
Reichsdienst sind, nämlich Lohnherabsetzung<br />
einführt, so handelt auch die „Regierung"<br />
von Amsterdam. <strong>Die</strong> Vorschläge<br />
zur Herabsetzung des Lohnes werden<br />
aber nur dann im Stadtrat behandelt,<br />
wenn es unmöglich ist, in der „Schlichtungskommission"<br />
— in denen Vertreter<br />
des Magistrats und der Gewerkschaften<br />
Sitzung haben — eine Einigung zu erzielen.<br />
Es ist nun interessant zu beobachten,<br />
wie die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer<br />
ihr möglichstes tun,<br />
um ihre Mitglieder zu veranlassen, die<br />
Arbeitsverschlechterungen, die in der<br />
Kommission besprochen worden sind, anzunehmen,<br />
um damit vorzubeugen, daß<br />
ihre Parteigenossen im Stadtrat genötigt<br />
sind, öffentlich die Herabsetzung der<br />
Löhne verteidigen zu müssen. <strong>Die</strong> Bundesgemeinschaft<br />
mit der Sozialdemokratischen<br />
Partei ist es, die die Führer der<br />
Arbeiter zum Verrat an den Interessen<br />
ihrer Mitglieder zwingt. Das ist die Bestätigung<br />
in der Praxis von der Richtigkeit<br />
unseres Standpunkts.<br />
- -<br />
-<br />
Es ist von Interesse einiges mitzuteilen<br />
über den Kongreß der K.P., der vor<br />
einigen Monaten in Rotterdam stattfand.<br />
Zwei Punkte der Tagesordnung ziehen<br />
unsere Aufmerksamkeit besonders an,<br />
nämlich die Maßnahmen gegen die Opposition<br />
in der Partei und der Standpunkt<br />
der Partei gegenüber der Gewerk-<br />
Schaftsbewegung. <strong>Die</strong> Opposition fand<br />
die offizielle Führung zu reformistisch.<br />
Nach ihrer Meinung hätte die Zentrale<br />
eine andere Taktik einschlagen müssen<br />
hinsichtlich der deutschen Revolution, der<br />
Gewerkschaftspolitik und der Kolonialpolitik<br />
der Regierung. <strong>Die</strong> Opposition<br />
war ziemlich fest organisiert und hatte<br />
sogar einen Vertreter nach der Exekutive<br />
in Moskau gesandt, um dort ihre Beschwerden<br />
gegen die Parteileitung auseinanderzusetzen.<br />
Ebenfalls war ein Ver-<br />
HOLLAND 41<br />
treter des Parteivorstandes nach dem<br />
„roten Mekka" gezogen um die Exekutive<br />
zu informieren.<br />
<strong>Die</strong> Exekutive der K.I. hatte ihre<br />
Meinung über den „Bruderstreit" in einem<br />
ausführlichen Brief niedergelegt, der auf<br />
dem Kongreß vorgelesen wurde. Und<br />
beide Strömungen, Zentrale und Opposition,<br />
fanden diesen Brief als eine Perle<br />
bolschewistischer Staatskunst, denn beide<br />
behaupteten, daß die Exekutive nach dem<br />
Brief ihnen Recht gäbe. Nachdem man<br />
sich gegenseitig verhöhnt und ausgeschimpft<br />
hatte, kam unter dem Druck<br />
Moskaus ein Kompromiß zustande. <strong>Die</strong><br />
Opposition bekam einige Stellen in der<br />
Zentrale, man sang zusammen die <strong>Internationale</strong><br />
und die Vorstellung war zu<br />
Ende.<br />
Was ist hierzu zu bemerken? Folgendes:<br />
daß die Partei, die stets von<br />
Zellenbau in anderen Organisationen<br />
spricht, um auf diese Weise die Organisationen<br />
zu erobern, sofort mit Ausschluß-<br />
Anträgen kommt, wenn die Opposition<br />
in den eigenen Reihen zur Fraktionsbildung<br />
übergeht. Dann erheben sie ein<br />
furchtbares Geschrei.<br />
<strong>Die</strong> Diskussion über das Verhältnis<br />
der Partei zur Gewerkschaftsbewegung<br />
und speziell zum moskowitischen N.A.S.<br />
(Nationalen Arbeits-Sekretariat) war ein<br />
trauriges Schauspiel. Der Parteivorstand<br />
meinte, daß die Kommunisten „ganz im<br />
Geiste Moskaus" in den Massen-Organisationen<br />
arbeiten müßten, d. h. in den<br />
gelben, reformistischen Gewerkschaften.<br />
Kommunisten, die Mitglied einer Gewerkschaft<br />
seien, die dem <strong>Internationale</strong>n Gewerkschaftsbund<br />
(Amsterdam) angeschlossen<br />
ist, sollten nicht austreten, um zum<br />
N.A.S. (bolschewistische Gewerkschafts-<br />
Organisation) überzutreten, sondern in den<br />
sozialdemokratischen Gewerkschaften<br />
bleiben und dort an der Einheitsfront<br />
arbeiten.<br />
Das N.A.S. mit seinen 14 000 Mitgliedern<br />
hätte keine Bedeutung mehr und<br />
sollte nur zerstört werden. Leider gibt<br />
es ein halbes Dutzend Kommunisten, die<br />
als angestellte Vorstandsmitglieder des<br />
N.A.S. ihren Lebensunterhalt verdienen!<br />
Sie kamen natürlich in die Opposition und<br />
hatten Erfolg.<br />
In einer spaltenlangen Resolution mit<br />
vielen großen Worten wird schließlich<br />
gesagt, daß das N.A.S. weiter existieren<br />
darf, aber nichts tun darf, um die gelben<br />
Organisationen des N.V.V. (reformistische<br />
Richtung, Amsterdam) zu schwächen!<br />
<strong>Die</strong> Kommunisten, die Mitglied der re-