Die Internationale I.A.A. V 0.2

Syndikalistische
Jugend.
Redner:
do Campos.
50 I.A.A. UND SYNDIKALISTISCHE JUGEND
und zum Obmann derselben Jensen vorgeschlagen. Jensen erbat sich noch
einige Wochen Bedenkzeit. Santillan schlug vor, auch einen Südamerikaner
in die Kommission zu wählen. Diesem Vorschlag wird beigepflichtet und
Genosse Nitti dazu ausersehen. Außerdem wird der Vorschlag gemacht,
die Kommission solle das Recht haben, sich zu erweitern, wenn sie es für
notwendig befindet.
Dies alles wird einstimmig beschlossen. (Siehe Seite 66, Resolution X.)
Santillan bringt zur Sprache, wie man sich die Regelung vorstellt, wenn
in einem Lande zwei Landesorganisationen sich der I.A.A. anschließen
wollen. Wenn eine Landesorganisation schon angeschlossen sei, dann dürfe
die andere sich nur nach Verständigung mit der ersteren, mit der I.A.A., in
Verbindung setzen. Kater meint, daß bei derartigen Vorkommnissen die
betreffende Landesorganisation, die der I.A.A. angeschlossen ist, zu befragen
sei. Schapiro weist darauf hin, daß nicht nur in Argentinien, sondern auch
in andern Ländern eine ähnliche Lage vorliege. Es müsse deshalb eine
Kommission eingesetzt werden, die sich mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen
habe. Souchy erwähnt bei dieser Angelegenheit, daß der Bund
herrschaftsloser Sozialisten in Oesterreich in die I.A.A. aufgenommen zu werden
wünsche. Eine syndikalistische Organisation bestände in Oesterreich nicht,
der Bund herrschaftsloser Sozialisten sei zwar eine rein anarchistische Or;
ganisation, betreibe aber auch syndikalistische Propagande. Kater warnt
davor, einen Präzedenzfall zu schaffen, weil dadurch die Entwicklung einer
syndikalistischen Organisation überhaupt unterbunden werden könnte.
Schapiro schlägt vor, das Sekretariat möge dem „Bund" mitteilen, daß er
vorläufig nicht aufgenommen werden könne, da man erst abwarten wolle,
ob nicht doch noch eine syndikalistische Bewegung in Oesterreich entstünde.
Der Kongreß war damit einverstanden. Darauf wurde das Plenum vertagt,
damit die Kommissionen sich an die Arbeit machen könnten.
11. Sitzung des Plenums.
Als darauf das Plenum zu seiner 11. Sitzung, Donnerstag abend, den
26. März, zusammentrat, erstatte Souchy den Bericht der Redaktionskomission
über die internationale Aktion der I.A.A. Die vorgeschlagene
Resolution wurde einstimmig angenommen. (Siehe Seite 65, Resolution VII.)
Die Entschließung über Bildung von internationalen Industrieföderationen
wurde ebenfalls einstimmig angenommen. Der Kongreß war damit einverstanden,
daß zunächst 3 internationale Sekretariate, nämlich der Bauarbeiter
in Portugal, der Metallarbeiter in Deutschland und der Seeleute in
Holland eingesetzt werden sollen. (Siehe Seite 66, Resolution IX.)
Zum Punkt 9
„Die I.A.A. und die syndikalistische Jugend"
nahm Kamerad Silva do Campos, Portugal, das Wort. Er führte aus, daß die
jungen Syndikalisten in Portugal von den Gewerkschaften unterstützt werden.
An der Jugendbewegung Portugals nehme auch die intellektuelle Jugend Anteil.
Das sei von großer Bedeutung, denn in Portugal gebe es 75 Prozent Analphabeten.
Die Jugendbewegung trägt dazu bei, das Bildungsniveau der
Arbeiterschaft zu heben. Die Jugendbewegung Portugals habe eigene Fortbildungseinrichtungen
geschaffen, in welchen die jungen Arbeiter oder Lehrlinge
allgemein und beruflich sowie technisch weitergebildet werden. Die
Jugendgenossen nehmen an den Kämpfen ihrer älteren Kameraden Anteil,
oft steht die Jugend am ersten Platze, wenn es gilt, Mut und Kampfeswillen
zu zeigen. Die syndikalistische Jugend Portugals ist nicht pazifistisch
eingestellt, sondern glaubt, daß die Gewalt dazu berufen sei, die Uebel der
heutigen kapitalistischen Weltordnung zu heilen. Der Klassenkampf verläuft
oft recht scharf.