Die Internationale I.A.A. V 0.2
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98 ARGENTINIEN<br />
gebilde, die jedes revolutionären Geistes<br />
bar und bloß sind.<br />
Durch schmerzliche Erfahrungen gewitzigt,<br />
haben sich seither die Organisationen<br />
der F.O.R.A. und die Redaktion<br />
der „La Protesta" gegenüber spekulativen<br />
Elementen mit einem soliden Mißtrauen<br />
gepanzert, wodurch Wiederholungen nach<br />
Möglichkeit vorgebeugt wird. Immerhin,<br />
wir haben bittere Enttäuschungen erlebt mit<br />
vielen überlauten Lippenrebellen, die unseren<br />
Reihen den Rücken kehrten, sobald<br />
sie ein sicheres und angenehmeres Leben im<br />
Bürgertum oder der Staatsbürokratie fanden,<br />
sich als die raktionärsten und skrupellosesten<br />
Gegner ihrer früheren Kameraden<br />
zeigten und die die Ideenwelt, in<br />
der sie früher gelitten und gestritten, mit<br />
den infamsten Mitteln zu erniedrigen<br />
suchten. Ich glaube nicht, daß die bürgerliche<br />
Presse je schamlosere und verleumderischere<br />
Artikel veröffentlichte, als<br />
jene aus der Klaue unserer desertierten<br />
früheren Kameraden. Es ist klar, daß<br />
die Erinnerung an solche schmerzhaften<br />
Erfahrungen ein wenig das Vertrauen<br />
jener schwächte, die verantwortungsvolle<br />
Posten in der Propaganda und in der Organisation<br />
der Bewegung innehatten.<br />
Ganz instinktiv waren wir genötigt, eine<br />
schärfere Kontrolle auszuüben, und dieses<br />
scharfe Vorgehen im Interesse der Selbsterhaltung<br />
veranlaßte viele Träger von<br />
Strebergelüsten in unseren eigenen Reihen,<br />
sich jenseits der Barrikade zurückzuziehen.<br />
Eine Gruppe von Dissidenten.<br />
Wir wollen nun einige Worte einer<br />
Gruppe von Dissidenten widmen, die<br />
keine geringeren Ziele hatten, als den Verlag<br />
der Zeitungen und die Redaktion der<br />
„La Protesta" sowie auch den Föderal-<br />
Rat-) der F.O.R.A. unter ihren Einfluß<br />
zu bringen.<br />
<strong>Die</strong> Gruppe bildete sich in der Stadt<br />
Rosario aus einigen Genossen, unter<br />
denen die fähigsten: Garcia, Thomas und<br />
Fernando Gonzalo (J. M. Suarez) waren.<br />
Sie tauchten in unseren Reihen nach der<br />
großen Reaktion von 1910 auf. Der letztere,<br />
damals ein junger Student, wurde<br />
infolge seiner regen Propaganda 1911 nach<br />
Usuhaia deportiert. Ohne besondere<br />
Nachfrage ihres Vorlebens, wurden sie<br />
brüderlich im anarchistischen Lager empfangen<br />
und genossen in kurzer Zeit eine<br />
-) <strong>Die</strong> einzelnen Berufs- oder Industriefoderalionen<br />
senden je einen Vertreter In einen Ausschuß,<br />
der die Gesamtorganisation fürs ganze Land repräsentiert.<br />
<strong>Die</strong>ser Ausschuß wird ,,F ö d e r a l r a t"<br />
genannt.<br />
relative Popularität. Nach seiner Rückkehr<br />
von Usuhaia begann Fernando Gonzalo<br />
mit den liberalen Politikern zu liebäugeln,<br />
bekam auch ein öffentliches Amt.<br />
Er entging bald jeder Beargwöhnung dank<br />
der Protektion verschiedener einflußreicher<br />
Personen, unter ihnen des Deputierten<br />
Cabarello und kam so um den<br />
größten Teil des Vertrauens in unseren<br />
Kreisen. Trotzdem konnte dieser Mensch<br />
auffälligerweise noch eine Zeitlang in unserer<br />
Zeitung schriftstellerisches Interesse<br />
für unsere Sache heucheln. Eine Toleranz,<br />
die sich später bitter für uns fühlbar<br />
machte. Fernando Gonzalo wurde dann<br />
wegen verschiedener Verfehlungen in<br />
Rosario verfolgt und entzog sich den zu<br />
erwartenden Folgen durch die Flucht.<br />
Wurde dann vom Unterrichtsminister<br />
Amavet (ob diesem die Vergangenheit<br />
seines Schützlings bekannt war, sei dahingestellt)<br />
als Lehrer an einer der besten<br />
Schulen angestellt, wodurch ihm die<br />
sichere Verhaftung erspart blieb. <strong>Die</strong> letzten<br />
vier Jahre war Fernando Gonzalo in<br />
der Provinz Tucuman beamtet. — Wir<br />
überlassen es dem Kongreß, aus den kautschukelastischen<br />
Wandlungen dieses<br />
Mannes Schlüsse auf dessen Motive und<br />
Charakter zu ziehen. Wir sagen schlicht:<br />
Ein Mensch, der mit solcher Gewandtheit<br />
von einem öffentlichen Amt in das<br />
andere zu schlüpfen weiß und sich zudem<br />
noch der Protektion der politischen Parteien<br />
zu sichern versteht, ein solcher<br />
Mensch hat weder in den Funktionärstellen<br />
der F.O.R.A. noch in der Redaktion<br />
und Verwaltung der „Protesta" das geringste<br />
mehr zu suchen.<br />
Ein weiterer Vorgang:<br />
Aus der erwähnten Gruppe wurde eines<br />
ihrer Glieder in unserer Zeitung „La Protesta"<br />
als Administrator eingeschwärzt.<br />
Nach kurzer Zeit hatte dieser Wackere<br />
nicht nur radikal abgewirtschaftet, sondern<br />
hinterließ zur Erinnerung noch eine<br />
Schuldenlast von etwa 10000 Pesos. <strong>Die</strong><br />
kritiklose Vertrauensseligkeit unserer Kameraden<br />
gegenüber dieser Gruppe Fernando<br />
Gonzalo, Garcia Thomas und Konsorten<br />
verkehrte sich erst in ihr gesundes<br />
Gegenteil, als man entdeckte, daß diese<br />
Individuen die bewußten Werkzeuge eines<br />
anonymen Konzerns waren, der durch<br />
einen systematischen Verleumdungsfeldzug<br />
unsere besten Genossen zu schädigen<br />
versuchte und mit denselben meuchlerischen<br />
Mitteln der Redaktion von „La<br />
Protesta" das Leben und die Arbeit sauer<br />
machte. Daß zwischen rechtschaffenen