Die Internationale I.A.A. V 0.2
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Aus der Tätigkeit des Sekretariats der I.AA.<br />
Kasten Spaniens hat das eigene Volk in<br />
einen unsinnigen und katastrophalen Krieg<br />
gestürzt, der aus Marokko einen Friedhof<br />
für seine Söhne und eine Grube ohne<br />
Boden für seine militärischen Ausgaben<br />
gemacht hat . . . Uns widerstrebt soviel<br />
Blutvergießen, und wir wünschen, daß<br />
Spanien von seinem unfruchtbaren Heroismus<br />
abstehen möge, Marokko zu erobern,<br />
wie es einst Amerika erobert hat . . ."<br />
Der ganzen marokkanischen Frage<br />
liegen rein kapitalistische Profitinteressen<br />
zugrunde, wie erst vor kurzem Professor<br />
Delaisi in Paris, ein gründlicher Kenner<br />
der Frage, in überzeugender Weise nachgewiesen<br />
hat.<br />
Daß Spanien seinen Einfluß im Rifgebiet<br />
überhaupt geltend machen konnte,<br />
hatte zwei Ursachen: erstens die Unterstützung<br />
Englands, das verhindern wollte,<br />
daß Frankreich, der „teure Verbündete",<br />
unter dessen Protektorat der Sultan von<br />
Fez steht, nicht Gibraltar gegenüber eine<br />
militärische Basis für Flugzeuge und Unterseeboote<br />
anlegen könne, durch welche<br />
die Meerenge leicht gesperrt und der Weg<br />
nach Indien gestört werden konnte. Trotzdem<br />
hätten sich die Spanier wohl schwerlich<br />
auf ein solches brotloses Abenteuer<br />
eingelassen, wenn man nicht in der Nähe<br />
von Melilla reiche Erzlager entdeckt hätte,<br />
die besonders den Präsidenten der liberalen<br />
Partei, den Grafen von Romanones,<br />
stark interessierten, denn er war der Chef<br />
der großen Metallwerke „Figuerva", die<br />
für Spanien dieselbe Bedeutung hat wie<br />
Creusot für Frankreich. In dieser Tatsache<br />
wurzelt die ganze spanische Marokkopolitik.<br />
Da aber eine mächtige französische<br />
Kapitalistengruppe an diesen Erzlagern<br />
ebenfalls interessiert war, so suchte man<br />
den Spaniern den Raub streitig zu machen<br />
und sie von einem weiteren Vordringen<br />
abzuhalten, indem man die Eingeborenen<br />
reichlich bewaffnete, wodurch diese überhaupt<br />
erst in der Lage waren, den spanschen<br />
Truppen ernstlichen Widerstand zu<br />
leisten. <strong>Die</strong>sem Umstand war es auch zu<br />
verdanken, daß die Spanier 1921 bei<br />
Anual blutig geschlagen wurden und mehr<br />
als 50 000 Mann an Toten, Verwundeten<br />
und Gefangenen verloren.<br />
Der Waffenschmuggel für die Rifkabylen<br />
wurde ein sehr einträgliches Geschäft,<br />
an dem sich Kapilalisten der verschiedensten<br />
Länder beteiligten. Vielfach<br />
kauften diese Herren den Regierungen<br />
alte Heeresbestände ab, um sie mit kolossalen<br />
Profiten nach Marokko zu verschieben.<br />
So fand man unter anderem<br />
auch zahlreiche Gras-Gewehre, die eine<br />
französische Firma in der Avenue de<br />
l'Opera in Paris den Kabylen geliefert<br />
hatte, und zwar mit der Erlaubnis der<br />
französischen Regierung, an deren Spitze<br />
damals Poincaré stand. Heute dienen dieselben<br />
französischen Gewehre den Kabylen<br />
dazu, französische Soldaten niederzuknallen.<br />
Welch eine herrliche Illustration<br />
für unsere kapitalistische Moral.<br />
Allein die frommen Spanier machten<br />
es durchaus nicht anders. Als die Truppen<br />
Primo de Riveras seinerzeit die alte<br />
Kampffront räumen mußten, wurde den<br />
spanischen Soldaten der Befehl gegeben,<br />
ihr gesamtes Kriegsmaterial zurückzulassen,<br />
das dann Abd-el-Krim mühelos in<br />
die Hände fiel. Der Zweck der Uebung<br />
war natürlich, zu verhindern, daß das aufgegebene<br />
Gebiet von Franzosen besetzt<br />
würde.<br />
Zum Unglück entdeckte man auch<br />
noch auf den Südabhängen des Rif zahlreiche<br />
Petroleumquellen, was dazu führte,<br />
daß General Lyautey mit der Erlaubnis<br />
Poincarés die ganze Gegend besetzte,<br />
ohne daß die Eingeborenen überhaupt gefragt<br />
wurden . . . <strong>Die</strong>s war die unmittelbare<br />
Ursache der gegenwärtigen Vorgänge<br />
in Marokko.<br />
Es ist also ganz klar, daß die Ursache<br />
des sogenannten MarokkosKrieges in den<br />
brutalen Interessen einer kleinen kapitalistischen<br />
Räuberclique zu suchen ist,<br />
deren Habsucht man heute Tausende<br />
spanischer und französischer Soldaten<br />
opfert. Nach den eigenen Angaben Primo<br />
de Riveras hat die spanische Armee bei<br />
ihrem Rückzug auf Tetuan 21250 Mann<br />
an Toten, Verwundeten und Vermißten<br />
verloren. Doch dürfte diese Zahl noch<br />
weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben.<br />
Und während man die Blüte des Volkes<br />
in Marokko für die egoistischen Interessen<br />
einer Handvoll kapitalistischer Räuber<br />
abschlachten läßt, lohnt man dem<br />
Volke damit, indem man ihm unter der<br />
Herrschaft einer brutalen Militärdiktatur<br />
seit Jahren alle politischen Rechte raubte<br />
und jeden Versuch des Widerstandes mit<br />
blutiger Faust unterdrückt. Während der<br />
Reaktion unter der Zivilregierung von<br />
1920 bis 1923 gab es in Spanien acht<br />
politische Hinrichtungen; unter der Militärdiktatur<br />
Primo de Riveras wurden in<br />
anderthalb Jahren sechzehn Personen hingerichtet,<br />
während die Gefängnisse mit<br />
politischen Gefangenen gefüllt sind. Und<br />
jetzt ist Frankreich auf dem besten Wege,<br />
mit denselben reaktionären Mitteln jeden<br />
Widerstand im Volke gegen das schamlose<br />
Verbrechen in Marokko niederzuschlagen.