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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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46<br />

Aus der Tätigkeit des Sekretariats der I.AA.<br />

Kasten Spaniens hat das eigene Volk in<br />

einen unsinnigen und katastrophalen Krieg<br />

gestürzt, der aus Marokko einen Friedhof<br />

für seine Söhne und eine Grube ohne<br />

Boden für seine militärischen Ausgaben<br />

gemacht hat . . . Uns widerstrebt soviel<br />

Blutvergießen, und wir wünschen, daß<br />

Spanien von seinem unfruchtbaren Heroismus<br />

abstehen möge, Marokko zu erobern,<br />

wie es einst Amerika erobert hat . . ."<br />

Der ganzen marokkanischen Frage<br />

liegen rein kapitalistische Profitinteressen<br />

zugrunde, wie erst vor kurzem Professor<br />

Delaisi in Paris, ein gründlicher Kenner<br />

der Frage, in überzeugender Weise nachgewiesen<br />

hat.<br />

Daß Spanien seinen Einfluß im Rifgebiet<br />

überhaupt geltend machen konnte,<br />

hatte zwei Ursachen: erstens die Unterstützung<br />

Englands, das verhindern wollte,<br />

daß Frankreich, der „teure Verbündete",<br />

unter dessen Protektorat der Sultan von<br />

Fez steht, nicht Gibraltar gegenüber eine<br />

militärische Basis für Flugzeuge und Unterseeboote<br />

anlegen könne, durch welche<br />

die Meerenge leicht gesperrt und der Weg<br />

nach Indien gestört werden konnte. Trotzdem<br />

hätten sich die Spanier wohl schwerlich<br />

auf ein solches brotloses Abenteuer<br />

eingelassen, wenn man nicht in der Nähe<br />

von Melilla reiche Erzlager entdeckt hätte,<br />

die besonders den Präsidenten der liberalen<br />

Partei, den Grafen von Romanones,<br />

stark interessierten, denn er war der Chef<br />

der großen Metallwerke „Figuerva", die<br />

für Spanien dieselbe Bedeutung hat wie<br />

Creusot für Frankreich. In dieser Tatsache<br />

wurzelt die ganze spanische Marokkopolitik.<br />

Da aber eine mächtige französische<br />

Kapitalistengruppe an diesen Erzlagern<br />

ebenfalls interessiert war, so suchte man<br />

den Spaniern den Raub streitig zu machen<br />

und sie von einem weiteren Vordringen<br />

abzuhalten, indem man die Eingeborenen<br />

reichlich bewaffnete, wodurch diese überhaupt<br />

erst in der Lage waren, den spanschen<br />

Truppen ernstlichen Widerstand zu<br />

leisten. <strong>Die</strong>sem Umstand war es auch zu<br />

verdanken, daß die Spanier 1921 bei<br />

Anual blutig geschlagen wurden und mehr<br />

als 50 000 Mann an Toten, Verwundeten<br />

und Gefangenen verloren.<br />

Der Waffenschmuggel für die Rifkabylen<br />

wurde ein sehr einträgliches Geschäft,<br />

an dem sich Kapilalisten der verschiedensten<br />

Länder beteiligten. Vielfach<br />

kauften diese Herren den Regierungen<br />

alte Heeresbestände ab, um sie mit kolossalen<br />

Profiten nach Marokko zu verschieben.<br />

So fand man unter anderem<br />

auch zahlreiche Gras-Gewehre, die eine<br />

französische Firma in der Avenue de<br />

l'Opera in Paris den Kabylen geliefert<br />

hatte, und zwar mit der Erlaubnis der<br />

französischen Regierung, an deren Spitze<br />

damals Poincaré stand. Heute dienen dieselben<br />

französischen Gewehre den Kabylen<br />

dazu, französische Soldaten niederzuknallen.<br />

Welch eine herrliche Illustration<br />

für unsere kapitalistische Moral.<br />

Allein die frommen Spanier machten<br />

es durchaus nicht anders. Als die Truppen<br />

Primo de Riveras seinerzeit die alte<br />

Kampffront räumen mußten, wurde den<br />

spanischen Soldaten der Befehl gegeben,<br />

ihr gesamtes Kriegsmaterial zurückzulassen,<br />

das dann Abd-el-Krim mühelos in<br />

die Hände fiel. Der Zweck der Uebung<br />

war natürlich, zu verhindern, daß das aufgegebene<br />

Gebiet von Franzosen besetzt<br />

würde.<br />

Zum Unglück entdeckte man auch<br />

noch auf den Südabhängen des Rif zahlreiche<br />

Petroleumquellen, was dazu führte,<br />

daß General Lyautey mit der Erlaubnis<br />

Poincarés die ganze Gegend besetzte,<br />

ohne daß die Eingeborenen überhaupt gefragt<br />

wurden . . . <strong>Die</strong>s war die unmittelbare<br />

Ursache der gegenwärtigen Vorgänge<br />

in Marokko.<br />

Es ist also ganz klar, daß die Ursache<br />

des sogenannten MarokkosKrieges in den<br />

brutalen Interessen einer kleinen kapitalistischen<br />

Räuberclique zu suchen ist,<br />

deren Habsucht man heute Tausende<br />

spanischer und französischer Soldaten<br />

opfert. Nach den eigenen Angaben Primo<br />

de Riveras hat die spanische Armee bei<br />

ihrem Rückzug auf Tetuan 21250 Mann<br />

an Toten, Verwundeten und Vermißten<br />

verloren. Doch dürfte diese Zahl noch<br />

weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben.<br />

Und während man die Blüte des Volkes<br />

in Marokko für die egoistischen Interessen<br />

einer Handvoll kapitalistischer Räuber<br />

abschlachten läßt, lohnt man dem<br />

Volke damit, indem man ihm unter der<br />

Herrschaft einer brutalen Militärdiktatur<br />

seit Jahren alle politischen Rechte raubte<br />

und jeden Versuch des Widerstandes mit<br />

blutiger Faust unterdrückt. Während der<br />

Reaktion unter der Zivilregierung von<br />

1920 bis 1923 gab es in Spanien acht<br />

politische Hinrichtungen; unter der Militärdiktatur<br />

Primo de Riveras wurden in<br />

anderthalb Jahren sechzehn Personen hingerichtet,<br />

während die Gefängnisse mit<br />

politischen Gefangenen gefüllt sind. Und<br />

jetzt ist Frankreich auf dem besten Wege,<br />

mit denselben reaktionären Mitteln jeden<br />

Widerstand im Volke gegen das schamlose<br />

Verbrechen in Marokko niederzuschlagen.

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