Die Internationale I.A.A. V 0.2
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Es war notwendig, auf diese Ereignisse<br />
zurückzugreifen, um die letzte Niederlage<br />
des demokratischen Bürgertums zu<br />
verstehen gegenüber der faschistischen<br />
Woge, die jetzt wieder alle Kräfte der<br />
Opposition überflutet und damit auch das<br />
vernichtete, was das Proletariat langsam<br />
und mühselig wieder aufgebaut hatte.<br />
Und hier darf auch nicht vergessen werden,<br />
daß das Proletariat wohl oder übel<br />
in den letzten Tagen seines Widerstandes<br />
gegen den Faschismus selbst nach zwei<br />
Jahren des Kampfes bis auf den letzten<br />
Moment seinen Kampfeswillen gegen den<br />
Faschismus durch revolutionäre Aktionen<br />
kundtat. Das wurde durch Streiks bewiesen,<br />
wovon der letzte Generalstreik im August<br />
1922, zwei Monate vor dem Marsch der<br />
Faschisten nach Rom, Zeugnis gibt. Im<br />
Januar 1925 aber, als der Faschismus seinen<br />
letzten Schlag führte und das Proletariat<br />
vollständig darniederlag, lag die Verteidigung<br />
gegen den Faschismus fest in<br />
den Händen der früheren Alliierten<br />
Mussolinis, der Kriegsheroen und früheren<br />
Schwarzhemden, die sich vom Faschismus<br />
trennten. Und so kam es diesmal<br />
soweit, daß die Verbrechen, die sich<br />
früher gegen das Proletariat allein richteten,<br />
diesmal gegen die bürgerlichen Oppositionellen<br />
geführt wurden. <strong>Die</strong>smal<br />
fielen Freimaurerlogen, demokratische<br />
Zirkel und Zeitungen usw. der Zerstörung<br />
anheim. Und doch empörte sich diesmal<br />
niemand, und die „Ordnung"<br />
wurde nicht gestört. <strong>Die</strong> bürgerlichen<br />
Demokraten waren sicher, daß die wenigen<br />
freiheitlichen und revolutionären Kräfte,<br />
über die das Proletariat in Italien noch<br />
verfügte, sich in dem Kampfe gegen den<br />
Faschismus zur Verfügung stellen werde,<br />
obzwar die demokratische Bourgeoisie den<br />
Faschismus nicht allein ließ, sondern ihn<br />
nach Kräften unterstützte, als er gegen<br />
das Proletariat seine Schläge führte. Jedenfalls<br />
war die Lage infolge der Mateotti-Affärc<br />
für uns weniger pessimistisch,<br />
als man glauben konnte. Das Proletariat<br />
war zwar zerrissen, aber nicht besiegt,<br />
wie der Faschismus uns weiß machen<br />
wollte. In diesem Zusammenhang muß<br />
gesagt werden, daß die U.S.I. in keine Koalition<br />
mit der sogenannten Opposition<br />
eingetreten ist, weil sie an diese bürgerliche<br />
Opposition nicht glaubte. <strong>Die</strong> Kommunisten<br />
haben sich ebenfalls nicht an<br />
dieser Opposition beteiligt, das verhinderte<br />
jedoch nicht, daß ihre Stellung dem<br />
Faschismus gegenüber mehr als zweideutig<br />
war auf Grund der Forderungen der<br />
ITALIEN<br />
russischen Regierung, die mit Mussolini<br />
einen Vertrag einging, denn Mussolini<br />
war der erste Staatsmann, der die russische<br />
Regierung anerkannte. <strong>Die</strong> Stellung<br />
der U.S.I. war für die Arbeitermassen<br />
sehr sympathisch, für die Politikanten<br />
aber und für die Regierung selbstverständlich<br />
ein Dorn im Auge.<br />
-<br />
<strong>Die</strong> Tätigkeit der U.S.I. resultierte in<br />
einigen örtlichen Streiks, die unter dem<br />
Einfluß unserer Kameraden ausbrachen.<br />
So brach z. B. während der politischen Krisis,<br />
die anläßlich der Ermordung Mateottis<br />
einsetzte, in Bari ein Generalstreik<br />
aus. <strong>Die</strong> Politikanten, einschließlich der<br />
Kommunisten, wollten den Arbeitermassen<br />
nicht helfen. <strong>Die</strong> Bergarbeiter Elbas<br />
unterstützten die Streikenden. <strong>Die</strong> Metallarbeiter<br />
der Lombardei setzten sich<br />
mit der Ortsgruppe Mailand von der U.S.I.<br />
in Verbindung und man faßte eine Agitation<br />
unter den Landarbeitern ins Auge.<br />
<strong>Die</strong> letzten Ereignisse haben aber diese<br />
Tätigkeit unterbunden.<br />
Das Organ der U.S.I. „Guerra di Classe"<br />
ist immer noch verboten. In letzter Zeit<br />
wurde das Organ durch eine Monatsrevue<br />
„Rassegna Sindicale" ersetzt. <strong>Die</strong><br />
letzte reaktionäre Welle hat aber auch<br />
diese Monatsrevue verboten.<br />
<strong>Die</strong> U.S.I. hat sich mit besonderer Hingabe<br />
für eine allgemeine Amnestie der<br />
politischen Opfer eingesetzt. Zur Verwirklichung<br />
dieser Aktion verbanden sich<br />
alle Kräfte der proletarischen Avantgarde.<br />
Nur die reformistischen Zentralgewerkschaften<br />
und die Polikanten des Aventin<br />
machten nicht mit. Sie sagten, Mussolini<br />
würde durch eine Agitation für die<br />
Amnestie Nutzen ziehen, um dadurch<br />
auch eine Amnestie für die Angeklagten<br />
im Prozeß Mateotti zu erreichen. Wir<br />
waren der Meinung, daß Mussolini, solange<br />
er an der Macht ist, schon dafür<br />
sorgen würde, daß die Angeklagten im<br />
Mateotti-Falle nicht zu kurz kämen. Das<br />
Proletariat aber müsse trotz alledem eine<br />
Agitation für die Befreiung der Opfer der<br />
politischen Revolutionäre führen. <strong>Die</strong><br />
Grundlage der Wiederauferstehung der<br />
freiheitlichen Kräfte in Italien ist die Verstärkung<br />
des Proletariats und deshalb ist<br />
die Freigabe unserer Gefangenen eine notwendige<br />
Vorbedingung, abgesehen von<br />
den Gründen der Gerechtigkeit und der<br />
Solidarität.<br />
-<br />
Wir haben bereits über den letzten reaktionären<br />
Schlag gegen die U.S.I. be-