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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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30<br />

VON DER TÄTIGKEIT DES SEKRETARIATS<br />

Bodens, der Werkstätten und Betriebe,<br />

und sie erkannten wohl, daß dieses Ziel<br />

sie grundsätzlich von dem Politikantentum<br />

der radikalen Bourgeoisie unterschied,<br />

dessen ganze Tätigkeit auf eine Eroberung<br />

der Regierungsgewalt eingestellt war. Sie<br />

begriffen, daß mit dem Monopol des Besitzes<br />

auch das Monopol der Macht fallen<br />

müsse, daß das- ganze gesellschaftliche<br />

Leben auf neuen Grundlagen aufzubauen<br />

sei. Ausgehend von der Erkenntnis, daß<br />

die Herrrschaft des Menschen über den<br />

Menschen ihre Zeit gehabt habe, suchten<br />

sie sich mit dem Gedanken an die Verwaltung<br />

der Dinge vertraut zu machen.<br />

So setzten sie der Regierungspolitik der<br />

Parteien die Wirtschaftspolitik der Arbeit<br />

entgegen. Man begriff, daß in den Betrieben<br />

und Industrien die Reorganisation<br />

der Gesellschaft im sozialistischen Sinne<br />

vorgenommen werden müsse, und aus<br />

dieser Erkenntnis heraus wurde der Rätegedanke<br />

geboren. In den Versammlungen,<br />

in der Presse, in der Broschürenliteratur<br />

des freiheitlichen Flügels der <strong>Internationale</strong>,<br />

der sich um Bakunin und seine<br />

Freunde scharte, fanden diese Ideen ihre<br />

Klärung und Vertiefung.<br />

<strong>Die</strong> freiheitliche Richtung innerhalb<br />

der <strong>Internationale</strong> begriff vollkommen,<br />

daß der Sozialismus von keiner Regierung<br />

diktiert werden könne, daß er sich vielmehr<br />

organisch von unten nach oben aus<br />

dem Schöße des arbeitenden Volkes entwickeln<br />

und daß die Arbeiter selber die<br />

Verwaltung der Produktion und Konsumtion<br />

in ihre Hände nehmen müßten. <strong>Die</strong>se<br />

Idee war es, welche sie dem Staatssozialismus<br />

aller Schulen und Richtungen entgc<br />

genstellten. Und diese inneren Gegensätze<br />

zwischen Zentralismus und Föderalismus,<br />

diese verschiedenen Auffassungen<br />

über die Rolle des Staates als Uebergangsfaktor<br />

zum Sozialismus bildeten<br />

auch den Mittelpunkt des Streites<br />

zwischen Bakunin und seinen Freunden<br />

und Marx und dem Londoner Generalrat,<br />

welcher zur Spaltung des großen Arbeiterbundes<br />

führte. Es handelte sich in<br />

diesem Kampfe nicht um persönliche<br />

Gegensätze, wiewohl Marx und Engels<br />

gegen die sogenannten „Bakuninisten" fast<br />

ausschließlich die gehässigsten persönliehen<br />

Verdächtigungen ins Feld führten.<br />

Nein, es handelte sich um zwei verschiedene<br />

Auffasungen des Sozialismus und<br />

ganz besonders um zwei verschiedene<br />

Wege, die zum Sozialismus führen sollten.<br />

Marx und Bakunin waren lediglich die<br />

hervorragendsten Vertreter in diesem<br />

Kampfe um fundamentale Prinzipien. Es<br />

war nicht der Gegensatz zwischen zwei<br />

Personen, in dem sich die Frage erschöpfte,<br />

sondern der Gegensatz zwischen<br />

zwei Ideenströmungen, der ihm seine Bedeutung<br />

gab und heute noch gibt.<br />

Der Arbeitersozialismus der <strong>Internationale</strong><br />

kannte keine Grenzen zwischen<br />

Nation und Nation. Für die Internationalisten<br />

war der Sozialismus das Symbol<br />

einer neuen gesellschaftlichen Kultur,<br />

welche berufen ist, die Zivilisation des<br />

kapitalistischen Zeitalters abzulösen. Aus<br />

diesem Grunde kannten sie nur ein gemeinschaftliches<br />

Interesse der Arbeit dem<br />

Kapitalismus gegenüber, das von keinen<br />

Bedenken nationalistischer und politischer<br />

Art beeinflußt werden konnte. <strong>Die</strong> <strong>Internationale</strong><br />

sollte das Instrument sein, in<br />

dem das Interesse der organisierten Arbeit<br />

gegen die kapitalistische Welt seinen<br />

Ausdruck finden sollte.<br />

<strong>Die</strong>se große allgemeine Auffassung<br />

unterscheidet die alte <strong>Internationale</strong> ihrem<br />

ganzen Wesen nach von den modernen<br />

sozialistischen Arbeiterparteien, die sich<br />

in der sogenannten Zweiten oder Dritten<br />

<strong>Internationale</strong> zusammengefunden haben.<br />

<strong>Die</strong> 1<br />

ganze Erfahrung der letzten fünfzig<br />

Jahre hat klar gezeigt, daß diese Körper-<br />

Schäften unter dem verhängnisvollen Einfluß<br />

der bürgerlichen Politik mehr und<br />

mehr Bestandteile der bestehenden nationalen<br />

Staaten geworden sind und in jeder<br />

kritischen Periode ihre Interessen mit<br />

denen ihrer respektiven Staaten zusammenwerfen.<br />

Von der Dritten <strong>Internationale</strong>,<br />

die ganz offenkundig ein Werkzeug<br />

der auswärtigen Politik des russischen<br />

Staates ist und zu diesem Zwecke eigens<br />

ins Leben gerufen wurde, ist in dieser Beziehung<br />

wenig zu reden, da die Tatsachen<br />

zu offenkundig auf der Hand liegen. <strong>Die</strong><br />

Zweite <strong>Internationale</strong>, die an der obenerwähnten<br />

Tatsache des Hineinwachsens<br />

in den bürgerlichen Staat beim Ausbruche<br />

des Weltkrieges zugrunde ging und jetzt<br />

wieder notdürftig restauriert wurde,' hat<br />

ebenfalls mit den alten Ueberlieferungen<br />

der Ersten <strong>Internationale</strong> nichts gemein.<br />

Dasselbe gilt von der R.G.I. und der<br />

<strong>Internationale</strong> von Amsterdam, die zum<br />

größten Teile unter dem geistigen Protektorat<br />

der sozialistischen Arbeiterparteien<br />

stehen.<br />

Von unvergeßlicher Wichtigkeit ist<br />

die Tatsache, daß es die Frage der politisch'parlamentarischcn<br />

Beteiligung war,<br />

welche die Erste <strong>Internationale</strong> gespalten<br />

hat und ihren stolzen Bau in Trümmer<br />

schlug. In dem Augenblicke, als die berüchtigte<br />

Londoner Konferenz den Be-

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