Die Internationale I.A.A. V 0.2
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VON DER TÄTIGKEIT DES SEKRETARIATS<br />
Bodens, der Werkstätten und Betriebe,<br />
und sie erkannten wohl, daß dieses Ziel<br />
sie grundsätzlich von dem Politikantentum<br />
der radikalen Bourgeoisie unterschied,<br />
dessen ganze Tätigkeit auf eine Eroberung<br />
der Regierungsgewalt eingestellt war. Sie<br />
begriffen, daß mit dem Monopol des Besitzes<br />
auch das Monopol der Macht fallen<br />
müsse, daß das- ganze gesellschaftliche<br />
Leben auf neuen Grundlagen aufzubauen<br />
sei. Ausgehend von der Erkenntnis, daß<br />
die Herrrschaft des Menschen über den<br />
Menschen ihre Zeit gehabt habe, suchten<br />
sie sich mit dem Gedanken an die Verwaltung<br />
der Dinge vertraut zu machen.<br />
So setzten sie der Regierungspolitik der<br />
Parteien die Wirtschaftspolitik der Arbeit<br />
entgegen. Man begriff, daß in den Betrieben<br />
und Industrien die Reorganisation<br />
der Gesellschaft im sozialistischen Sinne<br />
vorgenommen werden müsse, und aus<br />
dieser Erkenntnis heraus wurde der Rätegedanke<br />
geboren. In den Versammlungen,<br />
in der Presse, in der Broschürenliteratur<br />
des freiheitlichen Flügels der <strong>Internationale</strong>,<br />
der sich um Bakunin und seine<br />
Freunde scharte, fanden diese Ideen ihre<br />
Klärung und Vertiefung.<br />
<strong>Die</strong> freiheitliche Richtung innerhalb<br />
der <strong>Internationale</strong> begriff vollkommen,<br />
daß der Sozialismus von keiner Regierung<br />
diktiert werden könne, daß er sich vielmehr<br />
organisch von unten nach oben aus<br />
dem Schöße des arbeitenden Volkes entwickeln<br />
und daß die Arbeiter selber die<br />
Verwaltung der Produktion und Konsumtion<br />
in ihre Hände nehmen müßten. <strong>Die</strong>se<br />
Idee war es, welche sie dem Staatssozialismus<br />
aller Schulen und Richtungen entgc<br />
genstellten. Und diese inneren Gegensätze<br />
zwischen Zentralismus und Föderalismus,<br />
diese verschiedenen Auffassungen<br />
über die Rolle des Staates als Uebergangsfaktor<br />
zum Sozialismus bildeten<br />
auch den Mittelpunkt des Streites<br />
zwischen Bakunin und seinen Freunden<br />
und Marx und dem Londoner Generalrat,<br />
welcher zur Spaltung des großen Arbeiterbundes<br />
führte. Es handelte sich in<br />
diesem Kampfe nicht um persönliche<br />
Gegensätze, wiewohl Marx und Engels<br />
gegen die sogenannten „Bakuninisten" fast<br />
ausschließlich die gehässigsten persönliehen<br />
Verdächtigungen ins Feld führten.<br />
Nein, es handelte sich um zwei verschiedene<br />
Auffasungen des Sozialismus und<br />
ganz besonders um zwei verschiedene<br />
Wege, die zum Sozialismus führen sollten.<br />
Marx und Bakunin waren lediglich die<br />
hervorragendsten Vertreter in diesem<br />
Kampfe um fundamentale Prinzipien. Es<br />
war nicht der Gegensatz zwischen zwei<br />
Personen, in dem sich die Frage erschöpfte,<br />
sondern der Gegensatz zwischen<br />
zwei Ideenströmungen, der ihm seine Bedeutung<br />
gab und heute noch gibt.<br />
Der Arbeitersozialismus der <strong>Internationale</strong><br />
kannte keine Grenzen zwischen<br />
Nation und Nation. Für die Internationalisten<br />
war der Sozialismus das Symbol<br />
einer neuen gesellschaftlichen Kultur,<br />
welche berufen ist, die Zivilisation des<br />
kapitalistischen Zeitalters abzulösen. Aus<br />
diesem Grunde kannten sie nur ein gemeinschaftliches<br />
Interesse der Arbeit dem<br />
Kapitalismus gegenüber, das von keinen<br />
Bedenken nationalistischer und politischer<br />
Art beeinflußt werden konnte. <strong>Die</strong> <strong>Internationale</strong><br />
sollte das Instrument sein, in<br />
dem das Interesse der organisierten Arbeit<br />
gegen die kapitalistische Welt seinen<br />
Ausdruck finden sollte.<br />
<strong>Die</strong>se große allgemeine Auffassung<br />
unterscheidet die alte <strong>Internationale</strong> ihrem<br />
ganzen Wesen nach von den modernen<br />
sozialistischen Arbeiterparteien, die sich<br />
in der sogenannten Zweiten oder Dritten<br />
<strong>Internationale</strong> zusammengefunden haben.<br />
<strong>Die</strong> 1<br />
ganze Erfahrung der letzten fünfzig<br />
Jahre hat klar gezeigt, daß diese Körper-<br />
Schäften unter dem verhängnisvollen Einfluß<br />
der bürgerlichen Politik mehr und<br />
mehr Bestandteile der bestehenden nationalen<br />
Staaten geworden sind und in jeder<br />
kritischen Periode ihre Interessen mit<br />
denen ihrer respektiven Staaten zusammenwerfen.<br />
Von der Dritten <strong>Internationale</strong>,<br />
die ganz offenkundig ein Werkzeug<br />
der auswärtigen Politik des russischen<br />
Staates ist und zu diesem Zwecke eigens<br />
ins Leben gerufen wurde, ist in dieser Beziehung<br />
wenig zu reden, da die Tatsachen<br />
zu offenkundig auf der Hand liegen. <strong>Die</strong><br />
Zweite <strong>Internationale</strong>, die an der obenerwähnten<br />
Tatsache des Hineinwachsens<br />
in den bürgerlichen Staat beim Ausbruche<br />
des Weltkrieges zugrunde ging und jetzt<br />
wieder notdürftig restauriert wurde,' hat<br />
ebenfalls mit den alten Ueberlieferungen<br />
der Ersten <strong>Internationale</strong> nichts gemein.<br />
Dasselbe gilt von der R.G.I. und der<br />
<strong>Internationale</strong> von Amsterdam, die zum<br />
größten Teile unter dem geistigen Protektorat<br />
der sozialistischen Arbeiterparteien<br />
stehen.<br />
Von unvergeßlicher Wichtigkeit ist<br />
die Tatsache, daß es die Frage der politisch'parlamentarischcn<br />
Beteiligung war,<br />
welche die Erste <strong>Internationale</strong> gespalten<br />
hat und ihren stolzen Bau in Trümmer<br />
schlug. In dem Augenblicke, als die berüchtigte<br />
Londoner Konferenz den Be-