Die Internationale I.A.A. V 0.2
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Kameraden Mora, Morazzo und Lorenzo,<br />
die durch ihre klare und zielbewußte Propaganda<br />
der portugiesischen Arbeiterbewegung<br />
neue Impulse und Ideen gaben.<br />
Zu jener Zeit bildeten sich zwei Organisationen,<br />
von denen eine die Arbeiterbrüderschaff<br />
war, eine geheime Gesellschaft,<br />
die mit der Allianz der<br />
sozialen Demokratie in Beziehung stand<br />
und später in Porto unter dem<br />
Titel Union der Sozialen Demokratie<br />
an die Oeffentlichkeit trat. <strong>Die</strong>se Bewegung,<br />
die in ihren Zielen nicht ganz<br />
klar, war. bildete die portugiesische Sektion<br />
der I. <strong>Internationale</strong>, die Lafargue<br />
auf dem Kongreß im Haag 1872 repräsentierte.<br />
<strong>Die</strong>se Zeit kann als Beginn der eigentlichen<br />
Gewerkschaftsorganisation in<br />
Portugal betrachtet werden.<br />
Nach langen Polemiken zwischen den<br />
Elementen der Arbeiterbrüderschaft und<br />
der beschützten Assoziation der Nationalen<br />
Arbeit endeten die Polemiken mit der<br />
Vereinigung beider in der Arbeiter-Assoziation<br />
Portugals (1872).<br />
Seit dieser Zeit haben das Genossenschaftswesen<br />
und der Mutualismus sich<br />
stark entwickelt, und gleichzeitig damit<br />
wurde durch letzeren die Entwicklung der<br />
sozialistischen Partei begünstigt. Gleichzeitig<br />
hiermit entwickelten sich die Berufsverbände,<br />
besonders unter dem Druck<br />
der Bakunistischen Allianz der sozialen<br />
Demokratie, deren Tätigkeitsgebiet sich<br />
immer weiter entfaltete und das Proletariat<br />
dem Geiste des Klassenkampfes<br />
näher und näher brachte. <strong>Die</strong> sozialistische<br />
Partei schwang sich dennoch zur<br />
Herrschaft über die Gewerkschaftsbewegung<br />
auf, das dauerte jedoch nur einige<br />
Jahre, denn die Mehrzahl der Antiautoritären<br />
stemmte sich dagegen an. Der portugiesische<br />
Arbeiter hat sich niemals sehr<br />
für die politische Partei interessiert und<br />
leistete den parlamentarischen Bestrebungen<br />
keine Gefolgschaft. Das mag<br />
wohl auch in psychologischen Gründen<br />
seine Erklärung finden, da der Geist der<br />
Unabhängigkeit schon seit dem 3. Jahrhundert<br />
im portugiesischen Volke erwacht<br />
war. Das Proletariat konzentrierte seine<br />
ganze Aufmerksamkeit auf den Klassenkampf.<br />
Es kam schon sehr früh zu Streiks<br />
und direkten Aktionen. Im Jahre 1852<br />
konnte der erste Streik in das Buch der<br />
Geschichte geschrieben werden. Im Jahre<br />
1872/73 gab es gegen 20 Streiks. In der<br />
Zeit von 1873 bis 1900 hat sich indessen<br />
die Lage nicht bedeutend verändert, was<br />
wohl auf den Einfluß der Genossen-<br />
PORTUGAL 149<br />
schaften, der Mutualisten und der Reformisten<br />
und nicht zum mindesten auf die<br />
schwache Entwicklung der Industrie zurückzuführen<br />
ist.<br />
Das Genossenschaftswesen und der<br />
Mutualismus haben die Aufmerksamkeit<br />
der Arbeiterschaft ebenfalls für einige<br />
Jahre abgelenkt. <strong>Die</strong> Mehrzahl der Gruppen<br />
sind jedoch verschwunden, während<br />
andere sich von ihrem Ziele entfernten,<br />
was dazu beitrug, daß die Arbeiter den<br />
Glauben an die Organisation verloren<br />
und in ihrer Unwissenheit und Unaufgeklärtheit<br />
die Organisationen verließen.<br />
Das änderte sich erst, als die syndikalistische<br />
Bewegung auftrat. Sie gab dem<br />
Arbeiter den Glauben an seine eigene<br />
Aktion und an den Wert seiner Gewerkschaft<br />
wieder.<br />
<strong>Die</strong> syndikalistische Bewegung.<br />
Nach 1900 trat die Arbeiterbewegung<br />
Portugals in eine Periode des Fortschritts.<br />
Der Geist der revolutionären Gewerkschaften<br />
machte den Anarchisten eine<br />
klare Stellungnahme zur Arbeiterbewegung<br />
möglich, und eine große Anzahl Gewerkschaften<br />
nahm eine klare und eindeutige<br />
Stellung ein.<br />
Streiks folgten immer öfter aufeinander,<br />
und der Geist der direkten Aktion belebte<br />
diese Bewegungen selbst noch ehe die<br />
Formulierung der direkten Aktion bewußt<br />
auftrat. Einer dieser Streiks, z. B.<br />
der allgemeine Solidaritätsstreik, der zugunsten<br />
der Textilarbeiter Portos 1902<br />
ausbrach, hatte einen rein revolutionären<br />
Charakter. Es waren aber immer noch die<br />
Reformisten, die einer großen Anzahl<br />
von Gewerkschaften ihren geistigen<br />
Stempel aufdrückten, obzwar diese Gewerkschaften<br />
schon eine beachtenswerte<br />
Macht darstellten. In dieser Zeit kam es<br />
zu einem Arbeiterkongreß. Durch Vermittlung<br />
der Arbeiterföderation Lissabons<br />
organisierte die sozialistische Partei diesen<br />
Kongreß im Jahre 1909, der noch vom<br />
Geiste des Reformismus durchsetzt war.<br />
Es kam aber doch schon in einigen Teilen<br />
des Landes in den Gewerkschaften zu<br />
Reibungen, die schließlich zu Spaltungen<br />
führten auf Grund der reformistischen<br />
Bevormundung. <strong>Die</strong> Gruppierungen, die<br />
sich abspalteten, waren revolutionär und<br />
sie beriefen einen neuen Kongreß ein, auf<br />
welchem die Methoden und die Taktik<br />
des revolutionären Syndikalismus angenommen<br />
wurden. Es wurde eine Vollzugskommission<br />
gewählt, die die neue<br />
Organisation vertreten sollte. Als im<br />
Jahre 1910 die Republik proklamiert wurde,<br />
hatte zwar die neue svndikalistische