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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Betriebsräte und Syndikalismus. 13<br />

Betriebsräte und Syndikalismus.<br />

Von Augustin Souchy.<br />

Durch die Revolution in Rußland und Mitteleuropa zum Durchbruch<br />

gekommen, verbreitete sich die Räteidee wie ein Lauffeuer,<br />

später jedoch wurde sie immer mehr zurückgedrängt, und heute ist<br />

nur noch die Erinnerung an die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte<br />

zurückgeblieben. <strong>Die</strong> alten Autoritäten setzten sich mit Hilfe der<br />

Sozialdemokraten wieder fest, die Massen glaubten an die neuen Männer,<br />

ließen sich betören und von der Idee ablenken, durch eigene Kraft<br />

und eigene Organe die neue soziale Ordnung ganz ohne den bürgerlichen<br />

Staat aufzubauen. In Rußland, wo die Sowjet- oder Räterepublik<br />

sich durchsetzte, verloren die Räte durch die spatere Alleinherrschaft<br />

der kommunistischen Partei an Bedeutung und Einfluß, und heute<br />

besteht das Räterußland nur noch dem Namen nach, die Arbeiter und<br />

Bauern haben trotz ihrer schattenhaften Reste von Räten so wenig zu<br />

sagen wie in jedem anderen Lande. Selbst die Betriebsräte sind in<br />

Rußland vollständig in der Hand der kommunistischen Zelle eines<br />

Betriebes.<br />

In Deutschland war die Idee der Arbeiterräte so populär geworden,<br />

daß die Regierung sich gezwungen fühlte, ein Gesetz anzunehmen,<br />

durch welches die Betriebsräte als feststehende Einrichtung anerkannt<br />

wurden und Funktionen übernahmen, wodurch die Rechte der Unternehmer<br />

beschnitten und den Arbeitern Mitbestimmungsrecht im Produktionsprozeß<br />

eingeräumt werden sollte.<br />

<strong>Die</strong>se sogenannte „gesetzliche Verankerung" der Räteidee durch<br />

das Betriebsrätegesetz ist ein Bastard der Räteidee, ein Knochen, der<br />

von der herrschenden Klasse den Arbeitern hingeworfen wurde, um<br />

sie beruhigen. In diesem Zusammenhange ist es am Platze, auf die<br />

Wertlosigkeit der Arbeitergesetzgebung hinzuweisen, deren Mutterland<br />

Deutschland ist. Eine fünfzigjährige Erfahrung hat das revolutionäre<br />

Proletariat gelehrt, daß die soziale Gesetzgebung den Weg zur sozialen<br />

Befreiung nicht ebnet, sondern ihn verbaut. Das Proletariat wird dadurch<br />

in die Illusion gewiegt, daß es vom Staate etwas erwarten könne,<br />

die sozialdemokratische Auffassung vom „freien Volksstaate" bekommt<br />

neue Nahrung. Auf der anderen Seite wird der Glaube und<br />

das Vertrauen an die eigene Kraft in demselben Maße geschwächt,<br />

wie die Hoffnung auf die Macht des Staates sowie der Glaube an dessen<br />

Sorge für seine Untertanen gestärkt wird. Und gerade dieses Vertrauen,<br />

das in letzter Instanz im Glauben an übernatürliche Mächte,<br />

an die theokratische Grundlage der sozialen Ordnung wurzelt, ist der<br />

größte Hemmschuh für die Entwicklung der freiheitlichen Gesellschaft.<br />

Da gerade bei uns in Deutschland die Ideen des Staatssozialismus<br />

am meisten kultiviert worden sind, so haben auch wir Syndikalisten

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