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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Wandlungen in der schwedischen Sozialdemokratie<br />

Hoffnungen, die an den Besitz der politischen Macht geknüpft worden sind.<br />

Man kann behaupten, daß diese Erklärungen sensationell sind, denn es sind<br />

Bekenntnisse darüber, daß die ganze sozialdemokratische, ja die ganze<br />

autoritär-sozialistische Ideologie im Begriff ist, zusammenzubrechen.<br />

Nun bleibt noch die interessante Frage, ob der „wirtschaftliche Entwicklungsprozeß",<br />

von welchem der Ministerpräsident Sandler spricht, mit<br />

einer Art fatalistischer Unumgänglichkeit zum Sozialismus fortschreitet, oder<br />

ob diese Entwicklung vom menschlichen Willen geleitet werden muß, einem<br />

Willen, der klar zum sozialistischen Ziele strebt. Im ersten Falle brauchen<br />

wir uns nicht anzustrengen, sondern können ruhig abwarten, bis der Sozialismus<br />

als eine Frucht der Entwicklung „fertig" ist, im letzteren Falle jedoch<br />

(und unsere Sozialdemokraten sind nicht einmal im marxistischen Sinne<br />

Fatalisten) muß man die Konsequenzen aus seinem Bekenntnis ziehen und die<br />

direkte Aktion anerkennen wie die Syndikalisten und Anarchisten. Man muß<br />

dann die wirtschaftlichen Kampfesorganisationen und den revolutionären<br />

Willen der Arbeiterklasse als entscheidende Faktoren für die Herbeiführung<br />

des Sozialismus anerkennen.<br />

Man kann nun die Frage stellen, ob man vor einem neuen Revisionismus,<br />

einem Revisionismus in revolutionärer Richtung innerhalb der Sozialdemokratie<br />

steht? Denn wenn die Sozialdemokratie auf diese Weise unter dem<br />

Druck der in der letzten Zeit gewonnenen Erfahrungen und praktischen<br />

Versuche die Untauglichkeit ihrer eigenen Methoden zur sozialistischen Neuschöpfung<br />

der Gesellschaft anerkennen muß, dann bleibt ihr zuletzt nichts<br />

anderes übrig, als entweder für die Methode der direkten Aktion und Abwendung<br />

vom Staatssozialismus einzutreten oder auch sich voll und ganz in<br />

die Arme der politischen Korruption zu werfen und offen anzuerkennen, daß<br />

die sozialdemokratische Politik nichts anders sein kann als bürgerliche<br />

Reformtätigkeit im Rahmen des Bestehenden und nicht zum Sozialismus<br />

führen kann.<br />

<strong>Die</strong>se Erscheinungen sind außerordentlich interessant. <strong>Die</strong> Politiker<br />

machen Sündenbekenntnisse über ihre Machtlosigkeit, während auf der<br />

anderen Seite die reformistische Gewerkschaftsbewegung die Grenzen niederreißt,<br />

in welchen sie eingeschlossen war.<br />

Unzweifelhaft war die syndikalistische Propaganda in Schweden ein<br />

Faktor, der zu dieser jetzt beginnenden Schwenkung beigetragen hat, man<br />

wäre aber wahrscheinlich nicht zu diesen Bekenntnissen gekommen, wenn<br />

nicht die Erfahrungen der letzten Jahre das Eingeständnis derselben gefördert<br />

hätten.<br />

<strong>Die</strong> reformistischen Bewegungen verändern sich jedoch nur äußerst langsam.<br />

Der Konservativismus liegt ihnen im Blute, und es dürfte noch lange<br />

dauern, ehe die Bewegung in ihrer Gesamtheit die Konsequenzen aus den<br />

gewonnenen Erfahrungen zieht. Wir können jedoch der Zukunft mit gutem<br />

Mute entgegensehen. <strong>Die</strong> schwedische Arbeiterklasse scheint allerdings nicht<br />

vom Syndikalismus auf diese Weise erobert zu werden, daß sie sich unseren<br />

Organisationen anschließt, selbst wenn diese mit starker Regelmäßigkeit<br />

wachsen. <strong>Die</strong> schwedische Arbeiterklasse scheint eher für den Syndikalismus<br />

auf die Weise gewonnen zu werden, daß unsere Ideen in deren eigene<br />

Festungen eindringen und sich zum Sieger machen.

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