Die Internationale I.A.A. V 0.2

Der kommende Krieg gegen Asien. 23
Pensionen alter Beamter, die Regierungsausgaben seiner Verwaltung in
britische Kassen. Auf mehr als 30 Millionen Pfund Sterling jährlich schätzt
man die Summen, die Indien im Vereinigten Königreich für seine Guthaben,
seinen Aktionären und Beamten zahlt. Außerdem wissen wir nicht, wieviel
es den Kaufleuten einbringt, die mit ihm handeln, und den Schiffern, die seine
Waren befördern. Niemals wurde der Ausdruck Ausbeutung besser
angewendet als hier."
Der Weltkrieg verschärfte nur den Appetit der Riesenmächte auf Herrschaft
und Macht. In den Vereinigten Staaten z. B. entstanden während des
Krieges 23000 neue Millionäre. Das britische Weltreich verleibte seinem
Gebiet 931000 Quadratmeilen afrikanischen Bodens ein — eine Landstrecke,
die ungefähr ein Drittel der Vereinigten Staaten ausmacht. Ferner belegte
es die reichen Euphratländer, Mesopotamien, Syrien, Palästina und die Ostküste
des Roten Meeres mit Beschlag. Es schuf Schutzgebiete rund um
Aegypten, so daß es sich leisten konnte, jenem alten Lande den Anschein
politischer Selbständigkeit zu geben, und es doch unterworfen zu halten. Seine
Handelswege nach Asien werden wie nie zuvor bewacht, zu Lande und zur
See. Die britische Flagge ist die erste auf See.
Dies sind ganz offene Beispiele von Räuberei, denen durch das Bündnis
der Nationen der Stempel der Gesetzlichkeit und Moralität aufgedrückt
worden ist. Hierzu kommt neuerdings die verfeinerte Technik des Imperialismus,
in der Amerika Sachverständiger und England alter Meister ist. Das ist
das System finanzieller Durchdringung, wie man es heute am besten in China
sehen kann, ein System, dem nicht notwendigerweise die Besitznahme des
Landes folgen muß, obgleich sich das oft daraus ergibt. In China haben die
Weltmächte wirtschaftliche Zugeständnisse gesucht, ungeheure Anleihen
einem schwachen Lande aufgezwungen und als Garantie dafür Bergwerke,
Oelquellen und Zölle genommen. Sie haben das Land nicht annektiert; sie
halten bloß seine Lebensbedingungen in tödlichen Krallen — und das ist weit
bedeutender als das gesetzliche Recht auf Oberherrschaft. Die großen Mächte
haben „Einfluß-Sphären", wie zum Beispiel Englands „Einfluß-Sphäre", die
28 Proz. des gesamten chinesischen Landes bedeckt, unter Einschluß des
reichen Yangtse-Tales, mit den gestohlenen britischen Territorien um Tibet
an einem Ende und dem britischen Hafen Hongkong am andern.
Während des Weltkrieges stärkte sich Japan in China. Seine berüchtigten
21 Forderungen forderten sein „Recht" auf Rußlands frühere
Besitzungen in der Mandschurei, auf Deutschlands Besitzungen in Schantung
(die später China zurückgegeben wurden) und auf die reichsten Eisen- und
Stahlwerke in Asien. Das verschaffte ihm fast eine Schutzherrschaft über
jenes Land. Während des Weltkrieges erbeuteten japanische Kapitalisten
50 Proz. des Baumwollmarktes, den England früher in China hatte. Sie
gerieten bei jeder Gelegenheit mit amerikanischen Kapitalisten in Konflikt.
Die führenden Mächte in China haben das unglückliche Land in
beständiger Unruhe gehalten. Sie haben die verderbte Regierung in Peking
aufrechterhalten und es durch sie erreicht, dem Lande ungeheure Anleihen
aufzuzwingen und ihre Vergünstigungen und Aneignngen natürlicher Hilfsquellen
gesetzlich zu machen. Die endlosen Bürgerkriege haben in dieser
Politik ihren Ursprung.
Nach Bertrand Russel, der im „New Leader" über diese Dinge schreibt, ist
es nur eine Frage der Zeit, „bis England und Amerika gemeinsam ans Werk
gehen werden, um eine ,gute Regierung' in China zum Zwecke der Ausbeutung
aufzurichten", und um „einem Volke, das durch endlose Kriege zur Verzweiflung
gebracht ist", Frieden zu bringen. Ein englischer Journalist, Herr
John A. Brailsford, der aus Tokio einen Artikel in der Dezemberausgabe 1924
der „Modern Review" in Kalkutta schreibt, berichtet von Vorgängen in China