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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Phase beehrt wurden. Der billige Spottname,<br />

der kurze Zeit die Vertreter der Gedankenlosigkeit<br />

amüsierte, lautete: „<strong>Die</strong><br />

reinen Anarchisten." Eine Selbstironie, die<br />

ihnen bald nachher sauer genug aufstoßen<br />

sollte.<br />

<strong>Die</strong> von der F.O.R.A. ausgeschlossenen<br />

Zweiseelenherbergsväter traten zusammen<br />

unter dem Taufmantel „Neuer Anarchismus."<br />

Alle diese Versuche scheiterten,<br />

wie bisher alle derartigen „Neuerungen"<br />

im amerikanischen Anarchismus gescheitert<br />

sind. Seit jener Zeit war der Einfluß<br />

einer Reihe gewissenloser Drahtzieher<br />

lahmgelegt und Werbekraft wie Gedeihen<br />

der Organisationen konnten sich eine<br />

Zeitlang ungestört entwickeln.<br />

Der Kongreß der Einigung.<br />

Im März 1922 fand endlich der Kongreß<br />

der vereinigten Arbeiterschaft statt,<br />

der drei internationale Richtungen verkörperte:<br />

eine Majorität, die nach<br />

Amsterdamer, und zwei Minderheiten,<br />

deren eine kommunistisch und deren<br />

andere anarcho-bolschewistisch gefärbt<br />

war. <strong>Die</strong> anarcho-bolschewistische Richtung<br />

war vertreten durch die gemaßregelten<br />

Individuen der F.O.R.A. und<br />

einige ihrer Freunde. Wie bestimmt<br />

vorauszusehen, war die einzige mögliche<br />

Einigung, die der F.O.R.A. neuster<br />

Prägung mit einigen autonomen Syndikaten.<br />

Ein geschickter Versuch, die mit<br />

dem Tode ringende syndikalistisch-reformistische<br />

Organisation notdürftig auf die<br />

Beine zu helfen. Wir weigerten uns natürlich<br />

an diesem Kongreß teilzunehmen,<br />

obwohl wir in dieser Gemeinschaft die<br />

erdrückendste Majorität gehabt hätten.<br />

Das wäre ein Selbstbetrug gewesen, nach<br />

allen Erfahrungen, die wir bereits hinter<br />

uns hatten. Da war zunächst die durch<br />

und durch reformistische Richtung von<br />

Amsterdam, die Gegnerin jeder direkten<br />

Aktion, dann die Kommunistische und<br />

die pseudo-anarchistische. Unsere europäischen<br />

Kameraden mögen beurteilen,<br />

ob bei ihnen zu Lande mehr Hoffnung besteht,<br />

diese verschiedenen Tendenzen je<br />

in einem Aktionsrahmen zusammenzufassen.<br />

An diesem, aus den widerstrebenden<br />

Elementen zusammengesetzten Kongreß<br />

war es auch nur zu natürlich, daß in den<br />

Verhandlungen die grauesten Theorien<br />

zur Erörterung gelangten, womit die Redner<br />

der verschiedenen Richtungen sich<br />

gegenseitig zu überzeugen oder auch den<br />

Wind des eigenen Erfolgs aus den Segeln<br />

zu nehmen suchten. Eine ebenso<br />

ARGENTINIEN 105<br />

unfruchtbare wie zeitraubende Betätigung,<br />

die R. Rocker in Heft 4 der „<strong>Internationale</strong>",<br />

Seite 7 Absatz 2 ebenso<br />

kurz wie zutreffend und erschöpfend mit<br />

nachstehenden Sätzen charakterisiert:<br />

„Theorien haben nur dann eine Bedeutung,<br />

wenn sie dem praktischen<br />

Leben entspringen und die alltäglichen<br />

Erfahrungen, wie die Schlüsse, die daraus<br />

zu ziehen sind, sozusagen in kristalisierter<br />

Form wiedergeben. Aber<br />

Theorien, die in den luftleeren Räumen<br />

rein abstrakter Vorstellungen erzeugt<br />

werden, sind wertlos, auch wenn<br />

sie allen Regeln der sogenannten Logik<br />

entsprechen."<br />

Jene theoretischen Erörterungen des<br />

Kongresses konnten deshalb nur aufs<br />

neue die Richtigkeit der Erfahrungen bestätigen,<br />

wie wir sie zu wiederholten<br />

Malen mit jenen offenen oder versteckten<br />

Gegnern jeder direkten Aktion gemacht<br />

haben. Das war der Fall bei den<br />

Unterhandlungen zwischen uns und der<br />

aus dem neunten Kongreß geborenen<br />

neuen F.O.R.A. und traf auch zu bei<br />

dem Bemühen der später entstandenen<br />

„Allgemeinen Arbeiter - Union Argentiniens".<br />

Konnte man auch etwas anderes erwarten<br />

von Organisationsbildungen, die seit<br />

1901 bis 192i mit den Mitteln sozialdemokratisch-bürgerlicher<br />

Theorien und Praktiken<br />

erzogen haben?<br />

Auch die Tatsache hat vielleicht viele<br />

ausländische Genossen bei der Bewertung<br />

argentinischer Organisationen irregefuhrt,<br />

daß die Funktionärstellen jener<br />

Organisationen wieder anarcho-bolschewistisch<br />

orientierten Elementen in die<br />

Hände fielen. Anarchismus und Bolschewismus<br />

schließen sich gegenseitig<br />

aus wie Feuer und Wasser und<br />

wenn diese unüberbrückbare Trennungslinie<br />

von vielen Mitgliedern jener<br />

Organisationen nicht klar erkannt wurde,<br />

und sie trotz dieses Widersinns an Geschlossenheit<br />

innerer Kräfte glaubten, so<br />

war diese Selbsttäuschung lediglich auf<br />

die demagogisch-agitatorische Geschicklichkeit<br />

der Moskauer Agenten zurückzuführen,<br />

deren Gewissenlosigkeit wohl<br />

den Anarchisten und Syndikalisten aller<br />

Länder genügend bekannt sind. Sowohl<br />

die Führer der Moskauer, wie die der<br />

Amsterdamer Richtung wissen, daß der<br />

Sieg des Anarcho-Syndikalismus das<br />

Ende ihrer Herrschaft bedeutet. Es geht<br />

um ihre Existenz und so ist es verständlich,<br />

daß sie vor den verworfensten Mit-

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