Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Die internatiorale Lage des Syndikalismus
Ohne Zweifel werden die Massen einmal einsehen, daß sie von ihren gewählten
Führern in Parlamenten, Ministerien und Regierungen nichts zu
erwarten haben. Man kann mit Sicherheit damit rechnen, daß die Wahrheit
sich doch einmal Bahn brechen wird: die direkte Aktion allein kann die
Arbeiterschaft befreien. Sind wir doch heute schon so weit, daß alle Sozialisten,
Marx inbegriffen, zugeben, daß die freie Gesellschaft nur bei Abwesenheit
des Staates möglich sei. Diese theoretische Erkenntnis in die Praxis umzusetzen
und zum Leitfaden des täglichen Kampfes zu machen, haben bis
jetzt nur Anarchisten und revolutionäre Syndikalisten den Mut gehabt. Es
wird aber der Tag kommen, an dem auch die großen Massen sich zu diesem
Mut aufraffen. Dieser Tag ist der Sieg der sozialen Revolution.
Mit diesen unseren Ansichten als Grundlage sind wir der Meinung, daß
die sofortige nationale wie internationale Einigung in organisatorischer wie
ideeller Hinsicht eine bloße Phrase, eine Unmöglichkeit ist. Moskau hat
dieses Schlagwort aufs Tapet gebracht, nachdem alle anderen Versuche, die
Massen zu den alleinseligmachenden Ideen des Staatskommunismus zu bekehren,
gescheitert sind. Dies ist der letzte Versuch, der letzte Bluff, die
anderen Richtungen und auch die Massen zu düpieren. Doch auch dieser
Versuch ist zum Scheitern verdammt. Schon haben die Amsterdamer erklärt,
daß eine Vereinigung mit den Russen nur als Eintritt der russischen Gewerkschatten
in die Amsterdamer Internationale unter Anerkennung der jetzigen
Statuten denkbar ist. Aus einem sogenannten Einheitskongreß wird also
nichts. Nun haben sich die Russen an die englischen Gewerkschaften herangemacht,
und es hat den Anschein, als ob die Engländer sich für die Ideen
der Russen gewinnen lassen. Das würde letzten Endes zu einer Abspaltung
der englischen Gewerkschaften von der Amsterdamer Internationale führen,
d. h. das Resultat der Einigungskomödie wäre die — Spaltung.
Nach diesen allgemeinen Erörterungen wollen wir die Lage in den einzelnen
Ländern ein wenig beleuchten.
In Frankreich kam es zur Spaltung des Allgemeinen Gewerkschafts-
Bundes (C.G.T.). Diese Spaltung vollzog sich im Namen der Einheit! Die
Abgespaltenen bildeten einen neuen Gewerkschaftsbund, dem sie den Namen
„Vereinigte" (Unitaire) gaben, um die Spaltung zu verdecken. Seit dem Bestehen
dieses abgespaltenen Gewerkschaftsbundes (C.G.T.U.), seit den Tagen,
an denen die Kommunisten sich an dessen Spitze befinden, haben sie nicht
aufgehört, überall Spaltungen und innere Kämpfe hervorzurufen und dadurch
die Schwächung der Widerstandskraft der Arbeiterklasse zu begünstigen. Es
wird so weit kommen, daß unsere Freunde, die revolutionär-syndikalistische
Minderheit, es im „Einheitsladen" nicht mehr aushalten können und ihn verlassen
müssen. Leider haben auch sie sich vom Einigungstaumel der Kommunisten
mitreißen lassen und nun gehen sie mit dem Ziele um, eine neue
Einheit wieder herzustellen. Die Einheitskomödie wird fortgesetzt, obwohl
deren Verkünder wohl wissen, daß die derzeitigen Verhältnisse die Einheit
unmöglich machen. Den Reformisten im alten Gewerkschaftsbunde (C.G.T.)
ist an der Einheit gar nichts gelegen; sie ziehen es vor, in Ruhe gelassen zu
werden, sie fürchten sich vor dem vielen Geschrei, denn dann könnte ihr
Ansehen als nette Kerle gegenüber der besitzenden Klasse Schaden leiden.
Die C.G.T. ist eine mehr oder weniger schüchterne Filiale der Regierung, und
ihre Führer haben sich aus Furcht vor Wiederkehr einer Rechtsregierung
blindlings der Regierung des Linksblocks in die Arme geworfen, da sie unfähig
sind, selbst einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden.
In Portugal, wo die Einheit der Arbeiterbewegung tatsächlich besteht, wo
die Arbeiter des ganzen Landes in einem einzigen Gewerkschaftsbunde organisiert
sind, der an die I.A.A. angeschlossen ist, lassen die Kommunisten kein
Wort von der Einheit hören und propagieren die Spaltung, indem sie bald