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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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12 WANDLUNG IN DER STAATSAUFFASSUNG DER SOZIALDEMOKRATIE<br />

des Nationalkomitees der Demokratischen Partei Spaniens" vom<br />

1. Februar 1858 und vergleiche es mit dem seichten Mehrheitsdemokratismus<br />

unserer heutigen Sozialdemokraten. In diesem Manifest der<br />

spanischen Demokratie finden sich die tiefschürfenden Worte:<br />

„Trotz der wiederholten Beweise von der Unfähigkeit und Ohnmacht des Staates<br />

gibt es immer noch Leute, die ihm eine unbeschränkte Macht einräumen möchten,<br />

damit er das Los der Klassen verbessere, deren Elend durch die Versuche der Staatsgewalt,<br />

ihm abzuhelfen, nur vergrößert wurde. Vergessen wir es nicht, der Staat<br />

ist wie Attilas Pferd, das den Boden unfruchtbar macht, auf den es seinen Fuß setzt.<br />

Wir glauben daher alle unsere Anstrengungen dahin richten zu müssen, seinen Wirkungskreis<br />

zu verengen, nicht zu erweitern. Ihn erweitern hieße nur, an die Stelle<br />

eines vorübergehenden einen härteren und schlimmeren Despotismus setzen. <strong>Die</strong><br />

Freiheit ist es, und nicht die Staatsgewalt, die uns die Frucht wahrer Reformen reifen<br />

läßt. Das Leben, welches die Staatsmacht den Systemen gibt, ist immer ein Scheinleben<br />

und eine unsichere Existenz; das Leben hingegen, welches ihnen das schöpferische<br />

Interesse des einzelnen erteilt, ist das einzig wahre und allein fähig, alle Entwicklungsstufen<br />

durchzumachen."<br />

Man vergleiche diese Worte, aus denen der Geist der Selbständigkeit<br />

und der freien Initiative glüht, mit der toten Kasernendisziplin, die<br />

unseren heutigen Sozialdemokraten als der Inbegriff der Demokratie<br />

erscheint. Wer denkt heute daran, die Funktionen des Staates zu beschränken<br />

und seinem fortgesetzten Eingreifen in das Leben des einzelnen<br />

Zügel anzulegen? Im Gegenteil, man ist heute bereit, dem<br />

Staate alle Gebiete des gesellschaftlichen und individuellen Lebens<br />

rücksichtslos preiszugeben und erblickt, wie Cunow, in dieser ununterbrochenen<br />

Erweiterung der staatlichen Wirkungssphäre eine Manifestation<br />

der gesellschaftlichen Demokratisierung. So ebnet man dem<br />

Staatskapitalismus alle Wege und glaubt dabei im Interesse des Sozialismus<br />

zu handeln, während man ihn in Wirklichkeit erdrosselt. <strong>Die</strong><br />

ganze geistige Einstellung unserer modernen Arbeiterparteien arbeitet<br />

auf diese Weise der sozialen Reaktion bewußt oder unbewußt in die<br />

Hände und verlängert nur die Periode der wirtschaftlichen Ausbeutung<br />

und der politischen Bedrückung.<br />

Anarchisten und revolutionäre Syndikalisten sind heute die einzigen,<br />

welche die Ausschaltung des Staates aus dem gesellschaftlichen<br />

Leben als eine Vorbedingung für die Verwirklichung des Sozialismus<br />

verkünden und die Erbschaft des freiheitlichen Flügels der alten <strong>Internationale</strong><br />

getreulich wahren. Um so größer ist die Verantwortlichkeit,<br />

die auf ihnen lastet. Denn der Sozialismus wird frei sein oder er wird<br />

nicht sein.

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