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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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<strong>Die</strong> dänische Arbeiterbewegung unter sozialdemokratischen Fittichen<br />

<strong>Die</strong> dänische<br />

Arbeiterbewegung unter sozialdemokratischen Fittichen.<br />

Von J. J. Ipsen, Kopenhagen.<br />

Der erste Arbeiterführer Dänemarks, der nach dem Fall der Pariser<br />

Kommune den Sozialismus in Dänemark proklamierte, stammte von der<br />

Bourgeoisie. Er hieß Louis Pio, war Postbevollmächtigter und Leutnant a. D.<br />

Er schrieb einstmals folgenden Satz: „Der Staat ist ein wahnsinniges Sammelsurium<br />

von veralteten Ideen", endete im Gefängnis und wurde schließlich<br />

nach Amerika ausgewiesen. Jetzt hat Dänemark eine sozialdemokratische<br />

Regierung, und deren hervorragendstes Mitglied, Sozialminister Borgbjerg,<br />

schrieb: „Wir erfahren täglich, daß der Eingriff des Staates gleichbedeutend<br />

ist mit Ordnung und einem vernünftigen Plan." Einer von diesen Arbeiterführern<br />

muß sich geirrt haben. In der Linie aber von Pio zu Borgbjerg liegt<br />

die Geschichte der gesamten dänischen Arbeiterbewegung; der Sozialismus<br />

endete bei uns im Staatssozialismus, und dieser ist nichts anderes als Staatskapitalismus.<br />

Hier wurde ein Verbrechen begangen, und die Schuld tragen<br />

zwei, erst die Bourgeoisie und danach die Arbeiter.<br />

<strong>Die</strong> Bourgeoisie, ein internationaler Name für das, was die dänischen<br />

Arbeiter ursprünglich mit „Großbürger" bezeichneten, nahm im Laufe der<br />

Jahre Arbeiterführer in ihre Reihen auf. Das ist schließlich kein Verbrechen,<br />

sondern nur Selbstverteidigung; denn daß das Land jetzt sozialdemokratische<br />

Minister hat, das ist in Wirklichkeit eine Versicherung für die Aufrechterhaltung<br />

des Lohnsystems und damit der Ausbeutung für lange Zeiten unter<br />

der Herrschaft des Staates und der besitzenden Klassen über die Besitzlosen.<br />

<strong>Die</strong>se Minister sind Blitzableiter, aufgestellt von den Kapitalisten. Im<br />

November 1918, als 38 kleine und große Fürsten bei unsern Nachbarn, den<br />

Deutschen, stürzten, saß ein früherer Arbeiter, Stauning, jetzt Ministerpräsident,<br />

in der Regierung der Bourgeoisie, und er verhinderte die elektrische<br />

Entladung, die über der dänischen Monarchie schwebte. <strong>Die</strong> Bourgeoisie verhielt<br />

sich sehr klug: Mach nur einen Sozialdemokraten zum Bourgeois, und<br />

du hast alles Revolutionäre von ihm genommen, denn er sägt den Ast nicht<br />

ab, auf dem er sitzt. Nein, die Verbrechen der Bourgeoisie sind ernster;<br />

sie schloß die Augen vor der Tatsache, daß sie von der Arbeit anderer lebt.<br />

Wenn jemand z. B. für 100 000 Kronen Schiffahrtsaktien besitzt, so ist er<br />

nichts anderes als ein Mensch, der tagtäglich 100 Seeleute und Hafenarbeiter<br />

dazu anhält, Zinsen und Dividenden sowie mehr Kapital für sich zusammenzuarbeiten,<br />

ohne daß er selbst es notwendig hat, mit seinen Füßen ein Schiff<br />

zu betreten. Wenn ein anderer 100 000 Kronen in Aktien einer Kreditgesellschaft<br />

besitzt, läßt er auf dieselbe Weise 100 Landarbeiter für sich schuften,<br />

während er selbst vielleicht Europas Landstraßen im Luxusauto durchstreift.<br />

Was ist nun die Strafe dafür, das nicht zu sehen, das nicht sehen zu wollen?<br />

In Rußland stand darauf die Todesstrafe. Es ist möglich, daß die Bourgeoisie<br />

in Dänemark und in den übrigen skandinavischen Ländern ihr Leben rettet —<br />

was für einen Nutzen hatte man wohl davon, die russische Bourgeoisie zu<br />

erschlagen? — Aber als ausbeutende Klasse ist die Bourgeoisie dem Untergang<br />

geweiht. Hoffentlich wird die Geschichte ihnen ein milderes Urteil<br />

fällen, als es in Rußland der Fall war.<br />

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